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glas+rahmen

03.19

Titel

titel beschlagtechnik

„Es muss nicht immer Rolle sein“

Die Dr. Hahn GmbH & Co. KG produziert und vertreibt Bänder für Türen aus

Metall- und Kunststoffprofilen – und zwar weltweit. Dabei fliessen Erkenntnisse

aus anderen Ländern auch in Entwicklungen für den deutschen Markt ein.

Glas+Rahmen sprach mit Falk Füllgraf, Leiter der Dr. Hahn-Anwendungstechnik.

g+r:

Herr Füllgraf, seit wann beschäftigen Sie

sich schon mit Türen?

füllgraf:

Ich bin inzwischen im 20. Jahr

in der Anwendungstechnik aktiv und habe

viele Entwicklungen in der Profil- und Tü-

renlandschaft mitverfolgt. Gab es zu meiner

Anfangszeit noch überwiegend Türen in den

Standardmaßen, so begegnen uns heute alle

möglichen Abmessungen.

g+r:

Inwieweit wirkt sich das auf die Tür-

bänder aus?

füllgraf:

Geht es darum, einen hohen und

überbreiten Türflügel zu bewegen, dann muss

der Beschlag, das Türband, eine Menge aus-

halten. Dabei ist die Höhe des Elements gar

nicht so sehr von Bedeutung, da die Kräf-

te hier vor allem in der Vertikalen, also von

oben nach unten wirken. Schwierig wird es

vor allem dann, wenn die Tür nicht so hoch,

dafür aber sehr breit ist. Dann haben die Bän-

der teilweise gewaltige Hebelkräfte aufzufan-

gen.

g+r:

Welche Kräfte wirken auf die Türbänder

bei übergroßen und außergewöhnlich schwe-

ren Elementen?

füllgraf:

Die Türbänder nehmen alle an

einem Türflügel wirkenden Kräfte auf. Dies

sind statische sowie dynamische Kräfte, re-

sultierend aus dem Gewicht und den Flügel-

abmessungen sowie den anliegenden Neben-

einflüssen durch Schließmittel, Antriebe etc.

sowie der Art und Häufigkeit der Frequentie-

rung. Außergewöhnliche Gewichte gibt es für

uns streng genommen nicht. Vielmehr unter-

scheiden wir in der Häufigkeit von Anwen-

dungen. Es versteht sich von selbst, dass Tü-

ren ohne besondere Anforderungen, z.B. in

Einfamilienhäusern, zwischen 80 bis 120 kg

eine höhere Verteilung und damit Häufig-

keit aufweisen, als z.B. Brandschutztüren ab

ca. 160 kg aufwärts oder sogar beschuss- und

spenghemmende Türen mit Gewichten von

bis zu 600 kg und mehr.

g+r:

Was empfehlen Sie dem Verarbeiter bei

solchen Elementen?

füllgraf:

Die fachliche Beratung des

Bandherstellers zwingend mit einzubezie-

hen und im Zweifel eine entsprechende Aus-

arbeitung bestehend aus Bandbestückungs-

empfehlungen und Einbauzeichnungen an-

zufordern. Wir bieten dies überwiegend so-

gar als kostenlosen Service an. Aber auch,

Aufschraubbänder mit in die Überlegung zu

nehmen. Es muss nicht immer die Rolle sein.

g+r:

Sind Rollenbänder heute nicht fast eben-

so leistungsfähig wie Aufschraubbänder?

füllgraf:

Wir haben es da schon mit un-

terschiedlichen Materialquerschnitten zu

tun. In Bezug auf Funktionssicherheit in stark

frequentierten Gebäuden, z.B. Berufsschulen,

verfügt das Hahn Türband 4 AT, das im Laufe

des Jahres verfügbar sein wird, über mehr Si-

cherheitsreserven hinsichtlich der Überbelas-

tungen oder auch der Befestigungsmöglich-

keiten, als wenn der Türenbauer das Band nur

in der Falz verschraubt.

g+r:

Was bedeutet ein übergroßes Element

für die CE-Zertifizierung und insbesondere für

die Türbänder an diesem Element? Gibt es spe-

zielle Testverfahren dafür?

füllgraf:

Wir empfehlen, die Gebrauchs-

tauglichkeit in einem dafür zugelassenen

und akkreditierten Institut prüfen und

überwachen zu lassen. So kann sicherge-

stellt werden, dass das Element mit all sei-

nen Komponenten und Beschlägen kon-

struktiv ausreichend dimensioniert ist. Al-

le unsere Bänder lassen wir, unabhängig da-

von, ob sie im mandatierten Bereich zum

Einsatz kommen oder nicht, gemäß der EN

1935:2002 von den gleichen Instituten prü-

fen und überwachen.

g+r:

Welche Entwicklungen erwarten Sie bei

den Türabmessungen?

füllgraf:

Offen gestanden glaube ich,

dass der Weg im Massenmarkt eher wie-

der in Richtung Standardisierung als in ei-

ne noch weitere Individualisierung der Ele-

mente zeigt. Es ist zwar ein Blick in die Glas-

kugel, aber auch BIM (Building Information

Modeling), wo der Architekt auf seine Biblio-

thek der Modelle zugreift, wird ihn eher zu

Standardmaßen führen, als dass er die völlig

außergewöhnliche Elementen-Konstruktion

vorsieht.

www.dr-hahn.eu

Foto: © Dr. Hahn

„Schwierig wird es vor allem dann, wenn

die Tür nicht so hoch, dafür aber sehr

breit ist. Dann haben die Bänder teilweise

gewaltige Hebelkräfte aufzufangen.“

Falk Füllgraf