Previous Page  54 / 62 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 54 / 62 Next Page
Page Background

glas+rahmen

02.18

verbände

52

verbände

5 fragen

1. Wer erarbeitet Normen?

Normen werden von Personenkreisen erarbeitet, die In-

teresse an der Erstellung von Normen haben. Der Ar-

beitskreis, in dem die an einer Norm mitarbeitenden

Personen vertreten sind, ist der Normenausschuss (NA).

Die Mitarbeit an einer Norm ist freiwillig und kostet

Geld, da sich das Deutsche Institut für Normung (DIN)

über Förderer und die Mitarbeit imNA finanziert. Wenn

Interesse an einer Mitarbeit besteht, muss ein Antrag an

den jeweiligen NA gestellt werden. Über die Aufnahme

in den NA entscheiden dann die Mitglieder des Aus-

schusses. Erst nach einem positiven Bescheid bekommt

man umfassenden Zugriff auf die Arbeitsunterlagen und

erhält Stimmrecht. Die Aufnahme in einemNormenaus-

schuss ist aber keine Selbstverständlichkeit. Die Techni-

schen Berater des Instituts für Verglasungstechnik und

Fensterbau e.V. sind in einigen Normenausschüssen ver-

treten. Ihre Aufnahme in einen NA wurde jedoch auch

schon einmal verweigert. Konkret war dies bei demNor-

menausschuss der Fall, der die DIN 14428 „Duschab-

trennungen“ erarbeitet. Eine gezielte Interessenvertre-

tung des Handwerks in diesem NA wurde so verhindert.

2. Wie setzt sich ein Normenausschuss (NA)

zusammen?

Es gibt keine Vorschrift, wer in einemNormenausschuss

mitarbeitet. In den Richtlinien des DINwird nur auf eine

Höchstzahl von 21 Mitarbeitern verwiesen. Nicht vorge-

schrieben ist jedoch, wie viele Mitarbeiter aus welchem

Interessenkreis aufgenommen werden müssen. Interes-

senkreis steht in diesem Kontext für Wirtschaftszweig.

Das können zum Beispiel die Wirtschaft, die Wissen-

schaft, der Bereich Baurecht und der Bereich der An-

wender sein. Unter die Anwender fallen jene Berufs-

gruppen, die die Norm in der Praxis auch wirklich an-

wenden, beispielsweise Handwerker. Die Berater aus

dem Institut werden im NA als Anwender gelistet, weil

sie die Handwerker, insbesondere die Glaser, vertreten.

3. Wie sieht die Normungsarbeit aus?

Zunächst muss zwischen nationaler, europäischer und

internationaler Norm unterschieden werden, wobei die

europäische und die internationale Normung ähnliche

Strukturen haben. Die Ausschüsse tagen regelmäßig, be-

arbeiten die Normen und bestimmen das weitere Vorge-

hen bei der Normung. In der nationalen Normung arbei-

ten alle Mitarbeiter direkt an der Norm mit, beispiels-

weise an der DIN 18008. Bei der europäischen und inter-

nationalen Normung nennt sich der Normenausschuss

„Spiegelausschuss“. Dieser Spiegelausschuss bestimmt

die Vertreter, die in diesem Gremium an einer Norm

mitarbeiten. Jeder Vertreter des Spiegelausschusses hat

eine Stimme für das entsendende Land. Stimmt ein Ver-

treter gegen, die anderen Mitglieder aus den verschiede-

nen Staaten aber mehrheitlich für einen Normentwurf,

Entstehung von Normen

Der Umgang mit Normen ist für Handwerksbetriebe wie

für Industrieunternehmen und planende Instanzen

sozusagen täglich Brot. Doch wie entstehen Normen?

Und wer erarbeitet sie?

Die Vertreter des Hand­

werks, also der An­

wender aus der Praxis,

haben in Normungs­

ausschüssen meist

keinen starken Stand.

So werden Sie bei Ab­

stimmungen, beispiels­

weise über den Einsatz

von Sicherheitsglas in

Einbauorten bis 80

Zentimeter über einer

Verkehrsfläche, von

der Mehrheit anderer

Interessengruppen

einfach überstimmt.

Foto: © Vössing