Previous Page  14 / 74 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14 / 74 Next Page
Page Background

titelthema

|

Vorgehängte hinterlüftete fassaden

14

FASSADE 6/2016

Zu gravierenden Schäden kommt es im

Fassadenbau immer dann, wenn der Last-

fall Temperaturdehnung unterschiedlicher

Werkstoffe entweder in der Planung nicht

beachtet wird oder die notwendige Ausbil-

dung der Fest- und Gleitpunkte aufgrund

von Einbau-Imperfektionen nicht wirksam

Lastfall „Temperatur“ im Fassadenbau

Von Dipl.-Ing. Johannes Georg Hofmann

Das Japan Center am Taunustor – entworfen vom Berliner Architekturbüro Ganz & Rolfes

– gilt seit seiner Eröffnung 1997 als eines der prägnantesten Hochhäuser in Frankfurt. Die

Architektur ist einer traditionellen japanischen Steinlaterne nachempfunden. Dennoch haben

der Bau und insbesondere die Fassade bereits eine bewegte Historie.

wird. Der Totalschaden der elementierten

Natursteinfassade aus African Red Granit

am Japan Center in Frankfurt, 1997 fertig-

gestellt und bereits 2006 komplett erneuert,

ist für die vorab beschriebene Problematik

ein besonderes Negativbeispiel. Obwohl ei-

ne namhafte Metallfassadenbaufirma auch

die Natursteinfassade des 115 Meter ho-

hen Turms als elementierte Fassade mit an-

brachte, die Unterkonstruktionen plante

und lieferte und die gesamte Montage aus

eigener Hand ausführte, wurden die phy-

sikalischen Regeln der unterschiedlichen

Ausdehnungskoeffizienten zwischen Alu-

minium und Granit nicht beachtet.

Dehnung X

Alu

= 24 · 10 

-6

/K : X

Granit

= 8 ·

10

-6

/K (24 mm/m zu 8 mm/m)

Nachfolgende Schadensfälle sind

daher in Serie am Japan Center auf-

getreten

Schadensfall 1

Leibungsanschluss zweipunktgelagert starr

Die 3-fach größere Ausdehnung von Alu-

minium zu Granit unter dem Lastfall Tem-

peratur führte bei dem jeweils völlig starren

Anschluss der Leibung mittels zweier Hin-

terschnittdübel ohne Langloch im durch-

gängigen Aluwinkel (zwei Festpunkte) zu

direkter Zwängungseinleitung in den Gra-

nit in der Größenordnung von ca. 7 Tonnen.

Die Folge war ein durchgängiges Abspalten

der Leibungsplatten jeweils im Bereich ei-

nes der beiden Hinterschnittdübel.

Die abgespaltenen Steinstücke von ca. 10

x 15 cm konnten der Fassade entnommen

werden oder stürzten teilweise ab – und

zwar bevorzugt auf den Sonnenseiten, wo

die Temperaturen besonders hohe Grade

und damit Längenänderungen verursach-

ten. Der Schaden wurde durch das Fehlen

vertikaler Langlöcher ausgelöst. Nur durch

sofortige Netzbespannung der Fassaden

konnte ein Absturz in die stark frequentier-

ten Straßen des Frankfurter Bankenviertels

vermieden werden.

Hofmann Naturstein GmbH & Co. KG (6)

Das Japan Center in Frankfurt.

Detail eines Pfeilerschnitts mit Leibung vor der

Sanierung.

Schadhafte Natursteinfassade vor der

Sanierung.