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Lift
journal 1/2017
Phantastische Fahrt auf einWindrad
Fantastic trip on a windmill
Darf ich sie mitnehmen? /
Do you need a lift?
It’s a little like making a trip under-
ground – into the fantasy world of
Alice inWonderland.This is because
the narrow car of the gondola does
not move downwards, under-
ground. On the contrary, it ascends,
for 90 m, to be precise. It goes up
to the technical control centre of
an Enercon E-82 windmill in the
middle of the charming scenery of
Bergisches Land.
Nothing can be seen of the bar-
rages and wide green meadows
once you get into the interior of the
gondola, which is more cramped
than spacious as a result of its
window front. The ascent is 90 m,
the lift jolting as it begins to move,
swaying slightly and only a torch illuminates
the surroundings a little. You can see the rungs
of the ladder attached to the outer wall of the
slender tower for emergencies – i.e. the break-
down of the lift.
But at some point, only three minutes have
passed, the journey is over. This is because the
time comes when the shaft is just too narrow to
travel further to the“heart”of amodernwindmill.
The technical control centre is at a height of 106.4
m. As a result, it is necessary to ascend the last
almost 17 m using the ladder, which had been
so reassuringly far away in the light of torch.
Well-secured, of course, but naturally still with
butterflies in the stomach.
Of course, for the technicians who have tomake
the trip up at least as four times a year and then
as needed, for example if there are technical
problems, this is routine. However, thosemaking
a rare visit certainly feel humble. Especially if you
can kick thewindmill’s cupola. Each of the almost
39 m long rotor blades that transformwind into
electricity, weighing a total of 21 tons, is attached
there at a height of 149 m. Fromunderneath the
oval cupola looks like an egg. And from there
you above all have an unbelievable view of
the surroundings. Everything appears tiny and
peaceful, putting things in the right perspective,
yes, making you humble.
Alice crosses your mind later again – when it’s
time to descend. Only then do you catch yourself
not wanting to get your feet back on the ground.
Wolfgang Weitzdörfer
Es ist ein wenig so, als würde man sich
auf eine Fahrt unter Tage begeben – im
Phantasiereich von Alice im Wunderland.
Denn die enge Kabine des Gondelaufzugs
bewegt sich nicht nach unten, in die Tiefe.
Im Gegenteil, es geht nach oben, 90 Me-
ter, um genau zu sein. Es geht hoch zur
technischen Zentrale eines Windrads des
Typs Enercon E-82 inmitten der reizvollen
Landschaft des Bergischen Landes.
Von denTalsperren und denweiten, grünen
Auen ist indes nichts zu sehen, sobald man
sich ins Innere der Gondelkabine begibt,
die dank ihrer Auslage für zwei Personen
eher eng als geräumig ist. 90 Meter geht
es in die Höhe, kräftig ruckend setzt sich
der Aufzug in Bewegung, schwankt leicht,
und nur die Taschenlampe erhellt die
Umgebung etwas. Man kann die Spros-
sen der Steigleiter erkennen, die für den
Notfall – also den Ausfall des Aufzugs –
an der Außenwand des schlanken Turms
angebracht ist.
Irgendwann, es sind nur drei Minuten ver-
gangen, ist dann aber, ganz sprichwörtlich,
Schicht im Schacht. Denn irgendwo ist
jener Schacht zu eng, um weiter mit dem
Aufzug bis ins „Herz“ der modernenWind-
mühle zu fahren. Die technische Zentrale
befindet sich auf 106,4 Metern. Also heißt
es, die restlichen knapp 17 Meter auf den
Sprossen nach oben zu klettern, die man
gerade noch im Schein der Taschenlampe
so beruhigend weit weg gesehen hat. Gut
gesichert, klar, aber natürlich trotzdemmit
entsprechend komischen Bauchgefühl.
Für die Techniker, die mindestens viermal
im Jahr zur Wartung und dann noch nach
Bedarf, etwa bei technischen Problemen,
nach oben müssen, ist das natürlich
Routine. Der seltene Besucher empfindet
allerdings durchaus ein Gefühl der Demut.
Vor allem dann, wenn er auf die Kuppel
des Windrads treten kann. Dort sind in
149 Metern Höhe die drei jeweils knapp 39
Meter langen Rotorblätter mit insgesamt 21
Tonnen Gewicht befestigt, die denWind in
Strom umwandeln. Die ovale Kuppel sieht
von unten aus wie ein liegendes Ei. Und
dort hat man vor allem einen unglaubli-
chen Ausblick auf die Umwelt. Alles sieht
ganz klein und friedlich aus, rückt Dinge in
die richtige Perspektive,macht, ja, demütig.
Später geht einem wieder Alice durch den
Sinn – dann, wenn es hinab geht. Denn
dann ertappt man sich bei demGedanken,
gar nicht wieder auf den Boden zu wollen.
Wolfgang Weitzdörfer
Blick in die Röhre: An diesen dün-
nen Stahlseilen hängt der Aufzug,
der die Techniker hoch auf etwa
90 Meter Höhe imWindrad bringt.
Tunnel vision : the lift that trans-
ports the technicians to a height
of about 90 m in the windmill is
suspended on these narrow steel
ropes.
Weitzdörfer