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ForumWintergärten 4/2016

veranstaltungen

Rosenheimer Fenstertage 2016

Das Motto „50 Jahre Qualität und Sicherheit“ zog über 900 Experten aus

19 Ländern am 12.-14. Oktober nach Rosenheim.

Institutsleiter Professor Ulrich Sieberath

blickte in seinemVortrag mit Stolz auf viele

Entwicklungen der letzten 50 Jahre zurück

und fokussierte sich dann auf die zukünf-

tigen Aufgaben des ift Rosenheim und der

Branche. Mit den Worten „Wir können in

Deutschland alles außer billig“, brachte er

die Herausforderungen der nächsten Jahre

auf den Punkt. Hierfür brauchen die Unter-

nehmen Wissen, Erfahrung, Kreativität und

unternehmerischen Mut, um mit passen-

den Produkten aktuelle Trends erfolgreich

zu nutzen. Hierzu zählen modulare Lösun-

gen für umnutzbare, energieeffiziente und

bezahlbare Wohnbauten genauso wie die

digitale Transformation und die praxistaug-

liche Automatisierung von Fenstern und

Türen. Ein nachhaltiger Mehrwert ist dabei

aber nur durch eine geschlossene „Quali-

tätskette“ möglich, die von einer anwen-

dungsorientierten Planung bis zu Service-

leistungen in der Nutzungszeit reicht. Wer

nicht anwesend sein konnte, findet Publi-

kationen und Präsentationsfolien zu den 29

Vorträgen im Tagungsband.

In ihrer Begrüßung mahnte die Rosenhei-

mer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer:

„Der Klimawandel hat sich vom akademi-

schen Diskurs zum von jedem erlebbaren

Fakt gewandelt“. Angesichts von Orkan-

schäden 2011 und einer Flutkatastrophe

2013 in Rosenheim ein ernster Hinter-

grund. Den Auswirkungen von Klimawan-

del, Demografie und

Migration

widmeten

sich mehrere Vorträge

und wurden auch im

Vortrag von Instituts-

leiter Prof. Ulrich Sie-

berath unter dem Titel

„50 Jahre Qualität und

Sicherheit – Fenster

und Fassaden im glo-

balen Wandel“ aufge-

griffen.

Der Blick auf 50 Jahre

Fenstertechnik machte

deutlich, dass aktu-

elle Themen durch-

aus eine lange Vorge-

schichte haben. Fragen

der Sicherheit wur-

den bereits in den hei-

ßen RAF-Jahren der

70er und Verbesserung der Energieeffizi-

enz seit der ersten Wärmeschutzverord-

nung 1977 diskutiert. Dass ein Blick auf

die Erkenntnisse und Fehler der letzten 50

Jahre nicht schadet, formulierte ein Fenster-

bauer mit der Erfahrung: „Es ist erstaunlich,

wie oft bekannte Fehler wiederholt werden

und wie schmerzfrei und ohne Planung oft

gebaut wird“.

Prof. Ulrich Sieberath zeigte in seinem Vor-

trag detailliert, wie man den zukünftigen

Aufgaben begegnen kann, die durch den

demographischen Wandel, Nachfrage nach

bezahlbarem Wohnungsbau, Energieeffi-

zienz, Nachhaltigkeit oder einer Vereinfa-

chung der Bau- und Planungsprozesse ent-

stehen. Wer in Zukunft Erfolg haben will,

muss eine unkomplizierte Kombination der

Eigenschaften sowie einfache Systeme zur

Montage, Integration der Elektronik und mit

Vorfertigung entwickeln, um Neubau und

Umrüstung mit geringem Planungsaufwand

zu ermöglichen. Hierbei helfen moderne

Online-Tools wie das ift-Energy-Label oder

der Montageplaner besser als das Beharren

auf teilweise veraltete Normen, die oft nur

den kleinsten gemeinsamen Nenner bie-

ten. Fenster und Fassaden müssen heute

als Energiemanager der Gebäudehülle ver-

standen werden. Deshalb sollte der Fokus

von der U-Wert-Olympiade zur ganzheit-

lichen Planung und Verwendung von Glas,

Lüftung, Sonnenschutz und Photovoltaik

wechseln. Hierzu kommt die Digitalisie-

rung der Daten, die sowohl die autonome

Steuerung automatischer Systeme als auch

die individuelle Regelung durch das Smart-

phone ermöglichen. Player wie IBM, RWE

oder Bosch haben sich dem Trend „Smart

Home“ angenommen und spätestens seit

dem Einstieg von Apple mit der Software

„HomeKit“ wird klar, dass Bewegung in

den Markt kommt. Wer keine „smarten“

und kompatiblen Produkte anbietet, ist bald

draußen.

Prof. Dr. Mojib Latif eröffnete seinen Vor-

trag zu Klimawandel, Zukunftschancen

und Energieeffizienz mit der eindringlichen

Warnung, dass das Pariser Klimaabkommen

2015 zu einer Temperaturerhöhung von ca.

3 °C führt und deshalb dringend nachzu-

bessern ist sowie mehr politische Konse-

quenz verlangt. Ein trauriger Beweis des trä-

gen politischen Handlungswillens ist der

Rückblick auf den schwedischen Nobel-

preisträger Svante Arrhenius, der bereits

1896 den Zusammenhang von CO

2

-Emis-

sionen und Temperaturanstieg erkannt

und berechnet hatte. Messungen an Bohr-

kernen zeigen, dass wir mit über 400 ppm

CO

2

-Gehalt der Luft, den höchsten Wert

seit 800000 Jahren haben. Deshalb besteht

nun durchaus die Gefahr, dass „Tipping-

Points“, wie das beginnende Abschmelzen

des Grönlandeises, zu einem Anstieg des

Meeresspiegels um sieben Meter und damit

Ift Rosenheim (4)

Prof. Ulrich Sieberath und Dr. Jochen Peichl beim Anschnitt

der ift-Geburtstagstorte.

Vorstandsvorsitzender Bernhard Helbing eröffnete

die Fenstertage und gedachte dabei auch des

langjährigen Institutsleiters Prof. Josef Schmid, der

im September plötzlich verstarb.