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Vorgehängte Hinterlüftete fassaden

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FASSADE 6/2018

Foto (3):

© RHEINZINK

Seit 1965 kann man am Kitzsteinhorn in

Österreichs erstem Gletscherskigebiet auch

im Sommer Ski fahren. In den Folgejahren

wurde die heute Gipfelwelt 3000 genannte

Region mit immer wieder neuen Seilbah-

nen und Liften erschlossen, sodass sie sich

zum Tourismusmotor für die Orte Zell am

See und Kaprun entwickelte. Pünktlich zum

50-jährigen Jubiläum haben die Kapruner

Gletscherbahnen die Erschließung völlig

neu geordnet. Herzstück ist dabei die neue

Bahnen-Achse Gletscherjet 3 und 4, die

Wintersportler zügig zu weiten freien Pisten

bringt und Sommergästen sogar eine Rund-

reise um die Gipfelwelt 3000 ermöglicht. Ih-

re Stationsgebäude nehmen nicht nur die

ausgefeilte Fördertechnik auf, sondern müs-

sen sich auch als Baukonstruktionen in der

anspruchsvollen Lage mit Höhen zwischen

2500 und 3000 Meter über NN dauerhaft

und sicher behaupten. Erreicht wurde dies

unter anderem mit einer Dach- und Fassa-

denbekleidung aus Rheinzink.

Mit Seilbahn und Pistenraupe

zur Baustelle

Wie bei Bergbahnprojekten üblich, werden

die Bauwerke als Berg-, Mittel- und Talsta-

Hoch hinaus

Neue Bergbahnstationen in Kaprun mit vorgehängten Fassaden aus Titanzink

An den drei Stationen des Gletscherjet 3 und 4 am Kitzsteinhorn in den Österreichischen

Alpen sind vor einiger Zeit komplett neue Dach- und Fassadenbekleidungen aus Titanzink

in einer speziell angepassten Kassettenbauweise verbaut worden. Neben den erheblichen

Wind- und Schneelasten erwies sich auch die Logistik beim Bauen in der schwer

zugänglichen Bergwelt als eine echte Herausforderung.

tion bezeichnet, wobei „Tal“ in diesem Fall

aber nur relativ zu verstehen ist. Denn Glet-

scherjet 3 und 4 schließen sich an die Bahnen

I und II an, ihr Startpunkt am Alpincenter

liegt dadurch bereits auf stattlichen 2448 m

Meereshöhe. Die Sesselbahn endet an der

Mittelstation, während mit den Kabinen eine

direkte Durchfahrt auf den Gletscherjet 4 bis

auf fast 3000 m Höhe möglich ist.

Die Erbauung erwies sich als echte Her-

ausforderung. Denn alles Material und jede

Maschine mussten zunächst mühselig auf

den Berg geschafft werden, dessen oberer

Teil aber nicht mehr per Straße erreichbar

ist. Rund 15000 t Material legten die letzten

Abschnitte deshalb mit der Seilbahn zurück,

Großgeräte wie Betonmischer oder Krä-

ne wurden zerlegt und mit der Pistenrau-

pe hinaufgezogen. Die Tragkonstruktion der

Stationen entstand überwiegend als Stahl-

konstruktion auf Betongründung – wobei

für die Herstellung des Betons das Zuga-

bewasser und die Zuschlagsstoffe teilwei-

se beheizt werden mussten. Die Rohbauten

erhielten sowohl auf dem Dach als auch an

den Fassaden eine bituminöse Abdichtung.

In die Dachabdichtung sind Keilbohlen in-

tegriert, die als Hochpunkte für die Befesti-

gung der Dachbekleidung dienen.

Anpassungen im beheizten

Container

Die Dachbau Ges.m.b.H. (Piesendorf) über-

nahm die Titanzinkarbeiten der Dach- und

Fassadenbekleidung. Sie entwickelte ge-

meinsam mit der Fachberatung von Rhein-

zink Österreich die technische Sonderlö-

sung der Kassetten und ihrer Befestigung,

die auch den besonderen logistischen Be-

dingungen der Baustelle entsprechen muss-

te. Das Unternehmen verwendete 1,2 Mil-

limeter dickes Rheinzink Tafelmaterial, das

in der eigenen Werkstatt zugeschnitten und

gekantet wurde. Die vorgefertigten Kasset-

ten für rund 3500 Quadratmeter Deckflä-

che wurden dann auf den Berg geschafft.

Für alle Detail- und Anpassungsarbeiten,

die erst unmittelbar am Einbauort ausge-

führt werden konnten, stand oben ein be-

heizter Doppelcontainer zur Verfügung, in

dem letzte Zuschnitte oder Umformungen

bei normgerechten Temperaturen ab 10 °C

möglich waren. Um die hohen Schneelas-

ten sicher aufnehmen zu können, sind die

Dachkassetten mit einem Blechkleber auf

eine wasserunempfindliche Holzwerkstoff-

Mehrschichtplatte geklebt. Die Bekleidung

kann so auch große Schneemengen mit den

prognostizierten Lasten von teilweise über

6 kN/m² ohneVerformung tragen.

Die Stationsgebäude der neuen Bahn erhielten Dach-

und Fassadenbekleidungen aus Titanzink-Kassetten

in Sonderausführung, die die ungewöhnliche

Form der einzelnen Konstruktionen

elegant zur Geltung bringen.

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