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I

n dieser Woche klingelte es kurz nach dem Abendessen an meiner Haustür. Das mag ich

ja gar nicht, wenn der Feierabend bereits eingeläutet ist. Dennoch habe ich einen Blick

riskiert und wurde beim Öffnen der Tür von einem breit grinsendem Herrn mittleren Alters

begrüßt: „Guten Tag, Frau Meyerling! Wie ich sehe, liegt Ihnen Ihr Eigenheim ganz beson-

ders am Herzen!“ Ich fragte mich, wie er darauf kam. Es ist nicht so, dass es vor meinem

Haus wie nach einem Bombenangriff aussieht. Optimierungspotenzial ist jedoch durchaus

vorhanden. Meine gewissenhaften Pflege- und Deko-Nachbarn drücken aber wohlwollend

beim Zustand unseres Grundstückes ein Auge zu: Schließlich arbeitet die Frau Meyerling ja

trotz der Kinder. Da kann man nun mal nicht den

ganzen Tag Blumen pflanzen und fegen. In puncto

Nachbarschaft zahlt sich mein in der Regel sehr

sonniges Gemüt eben durchaus aus.

Gerade wollte ich den freundlichen Herrn samt

seiner abgedroschenen Begrüßungsfloskel galant

der Tür verweisen – worin ich durch das perma-

nente Abschmettern vonVertretern für Tiefkühlkost-

Lieferservices oder Glaubensgemeinschaften durch-

aus Erfahrung habe – da fiel mir der Flyer auf, den er

in den Händen hielt: Da waren Rollläden und Mar-

kisen drauf. Die Neugier darauf, was der mir wohl

verkaufen will war größer als der Wunsch nach ei-

nem ruhigen Feierabend. Trotz des sehr offensichtli-

chen Augenrollens meiner Familie flötete ich: „Bitte

kommen Sie doch herein!“

Er schloss die Haustür erst, nachdem er sie aus-

führlich begutachtet hatte. Dann schweifte der Blick

des Herrn auf dem Weg ins Wohnzimmer geschickt

über sämtliche Fenster. „Haben Sie sich schon mal

Gedanken über ein Sicherheitskonzept für Ihr Haus

gemacht?“, wollte er wissen. „Bestimmt haben Sie schon gehört, dass hier in der Umgebung

vermehrt eingebrochen wurde“, schob er hinterher. Ich blieb gelassen, dafür bekam jedoch

mein mittlerer Sohn ziemlich hohen Puls. Eine Zeit lang referierte ich daraufhin über die be-

reits vorhandenen Vorkehrungen, was meinen Sohn entspannter und den Herrn ein wenig

frustriert werden ließ. So schnell wollte er sich jedoch nicht geschlagen geben.

Es folgte einVortrag über Energieeffizienz und ich muss sagen, dass der echt ganz gut war.

Das, was er da sagte, stimmte. Ich erhielt einen Überblick über die verschiedenen Möglich-

keiten des Fenster-Austausches. Und er war in der Lage, in ungefähr zwei Minuten die Ener-

gieeinsparpotenziale durch außenliegenden Sonnenschutz zusammenzufassen – und das

wirklich leicht verständlich. Leider sieht es diesbezüglich an unserem Haus nicht abgrund-

tief düster aus, so dass der Herr hier auch nicht ohne Weiteres etwas auszutauschen wusste.

Aber es war ja noch nicht alle Tage Abend. „Sie genießen doch sicherlich Ihre Freizeit gerne

im Freien?“, mutmaßte er, während er sich Richtung Terrasse aufmachte. Als ich ihm draußen

einen Sitzplatz anbot, verfinsterte sich seine Miene ein wenig: „Oh, wie ich sehe, haben Sie

bereits eine Markise.“ Irgendwie tat er mir nun ein bisschen leid. „Aber wissen Sie eigentlich,

dass Terrassendächer absolut im Trend sind? Bei demWind hier wäre das genau das Richtige

für Sie“, gab er sich siegessicher. Ein „Ja, die finde ich wirklich schön“ meinerseits motivierte

ihn mir ausführlich zu erklären, wo dieVorteile so einer Konstruktion liegen.

Also: Wenn ich wirklich etwas gebraucht hätte, dann hätte ich das vielleicht wirklich bei

dem Herrn gekauft. Der hatte nämlich Ahnung von den Produkten, die er anbietet. Ob die

qualitativ jetzt unbedingt das Optimum sind und fachgerecht montiert worden wären, las-

sen wir an dieser Stelle mal offen. Was mir aber besonders gut gefallen hat ist, dass er das

gesamte Haus im Auge hatte. Und – obwohl ich abends nicht mehr gerne die Tür öffne – zu

den potenziellen Kunden geht und nicht bloß wartet, bis irgendwann endlich mal jemand

bei ihm vorbeischaut. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere meiner Nachbarn nun

über einen Fenster-Austausch nachdenkt oder demnächst auf dem gepflegten und hübsch

dekorierten Grundstück ein Terrassendach stehen hat.

Beste Grüße

Maren Meyerling

m.meyerling@verlagsanstalt-handwerk.de

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