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TECHNIK

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Fachbeitrag

26

FASSADE 6/2017

Der Solarkollektor soll gemeinsam mit Ver-

tretern von Universitäten, Ingenieurbüros

und der Industrie entwickelt werden. Ziel ist

es, die auftreffende Energie in einen Spei-

cher zu leiten, der diese dann bei Bedarf an

den zu erwärmenden Raum abgeben kann.

Auf dem Gelände des DITF in Denkendorf

wurde zur präzisen Untersuchung der Tech-

nologie ein Testgebäude errichtet, das im

Sommer wie im Winter energieautark warm

gehalten wird. Dabei wird die im Sommer

auftreffende Energie in einem Silica-Gel-

Speicher in chemische Energie umgewan-

delt und steht in der Winterzeit zur Erwär-

mung des Pavillons (Abbildung 1) bereit.

Dieses Prinzip soll nun zu einem Solarkol-

lektor weiterentwickelt werden, der auch für

den Einsatz in Fassaden geeignet sein kann.

Prinzip der Eisbärhaut

Bei der Entwicklung des Kollektors wur-

de der Aufbau der Eisbärenhaut als Vorbild

aus der Natur herangezogen. In der Prinzip-

Skizze ist der schematische Aufbau des Kol-

lektors dargestellt. Die Außenhaut besteht

aus einer strahlungsdurchlässigen Folie, die

Von der Natur inspiriert:

Textilbasierter Kollektor

mit dezentraler Langzeitspeicherung

Von Gerhard Weber und Lukas Eisenhut

Die schwindenden Erdöl-Reserven, die voranschreitende Erderwärmung und die

Forderung nach erneuerbaren Energien ist allgegenwärtig. So haben die Forscher

des Deutschen Institutes für Textil- und Faserforschung (DITF) ein Forschungsprojekt

begonnen, das ein Meilenstein auf dem Weg zur Nutzung von erneuerbaren Energien

sein kann – dabei geht es um einen textilbasierten Solarkollektor mit dezentraler

Langzeitspeicherung.

als transparente Wärmedämmung fungiert.

Durch ein darunterliegendes Abstandsge-

wirk gelangt die Strahlung auf ein schwarzes

Absorbergewebe, das sich durch die Ener-

gieaufnahme aufwärmt, ähnlich wie sich die

schwarze Haut des Eisbärs unter dem hellen

Fell bei Sonneneinstrahlung aufwärmt. Die

Speicherung der Energie erfolgt in einem Si-

lica-Gel, dass durch Abgabe von Feuchtig-

keit Energie aufnimmt. Wird die Energie be-

nötigt, so kann sie aus dem Silica-Gel durch

Zugabe von Feuchtigkeit in Form von Wär-

me wieder abgegeben werden. ImAnschluss

wird die Wärme in einem Luftstrom durch

das Abstandsgewirk in den zu erwärmenden

Raum eingeleitet.

Als alternatives Speichermedium sind

Phase-Changing-Materials, kurz PCM-Ma-

terialien untersucht worden. Die Mischung

aus verschiedenen Paraffinen schmilzt bei

Sonneneinstrahlung auf den Kollektor und

speichert die Wärmeenergie als chemische

Energie. Wird der Kollektor nun gezielt mit

kälterer Luft durchströmt, so erstarrt das

Paraffin-Gemisch und gibt die Energie als

Wärme an die durchströmende Luft ab. Mit

diesem Speicher ist ein Tag-Nacht-Zyklus

denkbar, bei dem die tagsüber aufgenom-

mene Energie nachts an den Raum abgege-

ben wird. Der Speicher aus Silica-Gel hinge-

gen zielt auf eine langfristige Speicherung,

um die im Sommer aufgenommene Energie

imWinter für die Heizperiode zurVerfügung

zu stellen. Ziel des Forschungsprojektes ist

die Entwicklung eines serienreifen Kollek-

tors für den Einbau in Fassaden. Dabei kann

die Form des Speichers individuell auf die

entsprechenden Anforderungen angepasst

werden. In Abbildung 3 ist ein Demonstrator

abgebildet, der für Versuche mit dem PCM-

Speicher herangezogen wird.

Ausblick

Das Forschungsprojekt läuft bis zum Ende

des Jahres mit der Auswertung von ersten

Testergebnissen. Gleichzeitig werden nun

Abbildung 1: Versuchs-Pavillon

DITF Denkendorf

Abbildung 2: Prinzip-Skizze

DITF Denkendorf

Abbildung 3: Demonstrator

DITF Denkendorf