RTS Magazin 1-2021

11 RTS-Magazin 1/2021 BRANCHE ersten Shutdowns konnten in einigen Bereichen sogar kompensiert werden, z.T. bis hin zu Lieferengpässen aufgrund der gestiegenen Nachfrage. Im Bereich der Weichschäume, die z.B. in der Matratzenproduktion benötigt werden, wurden die Engpässe durch eine Ver- knappung des Rohstoffs TDI bei den wenigen Anbie- tern verschärft. RTS: Spätestens im Herbst zeichnete sich immer deutlicher ab: Auch im kommenden Jahr werden uns die Coronabedingungen weiter begleiten. Wie bewerten Sie aktuell die Einschränkungen für Ihre Mitglieder, aber auch für die Verbandsarbeit? Martin Auerbach: So schmerzlich es auch ist, halte ich es zunächst einmal für vernünftig und alternativlos, dass unsere großen Leitmessen im Januar 2021 – allen voran die Heimtextil und die imm cologne – verscho- ben bzw. abgesagt wurden. Selbst wenn die Zulassung der ersten Impfstoffe für Deutschland nun kurz bevor- steht, wird es doch Zeit brauchen, bis der Impfschutz in der Bevölkerung so groß ist, dass wir wieder zu einer annähernden Normalität zurückkehren können. Nichts- destoweniger war für unsere Mitgliedsunternehmen und auch für uns selbst in der Geschäftsstelle die feh- lende Planungssicherheit eine große Belastung. Schnel- lere Klarheit wäre für die Aussteller sicherlich hilfreich gewesen. Doch ich kann nachvollziehen, wie schwierig das Ringen um die Messen aus Sicht der Veranstalter gewesen sein muss und möchte in dieser historischen Ausnahmesituation niemandem einen Vorwurf machen. Für unsere eigene Arbeit in der Geschäftsstelle und die Aktivitäten der drei Verbände bin ich sicher, dass auch im nächsten Jahr viele Sitzungen, Arbeitskreise und sonstige Treffen digital stattfinden werden und wir bei vielen Themen auf den direkten Austausch weiter- hin verzichten müssen. Für unsere Jahrestagungen zie- hen wir bereits jetzt hybride Veranstaltungsformate in Erwägung, mit denen wir flexibel auf die aktuellen Ent- wicklungen reagieren können. RTS: Wie sieht ihr Fazit für das zurückliegende Jahr aus? Welches waren jenseits der Pandemie die zentralen Themen Ihrer Verbandsarbeit – und wel- che Schwerpunkte sehen Sie für 2021? Martin Auerbach: Ganz weit vorne sehe ich da das Thema Kreislaufwirtschaft, das uns intensiv beschäf- tigt und weiter beschäftigen wird. Denn genau das zeichnet Megatrends aus: Sie bewirken „Revolutionen in Zeitlupe“, die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg vollziehen und viele Bereiche durchdringen. Für das Thema Kreislaufwirtschaft kann ich sagen, dass es trotz Pandemie spürbar an Fahrt aufnimmt. In den Bran- chen Heimtextilien, Matratzen, innenliegender Sicht- und Sonnenschutz verstehen wir uns als Vordenker für unsere Mitgliedsunternehmen. Denn auf der Meta- ebene gleichen sich die Herausforderungen, so dass wir Synergien nutzen, Erfahrungen austauschen und gemeinsame Grundlagen schaffen können. Im zurück- liegenden Jahr haben wir viel Energie darangesetzt, unsere Mitgliedsunternehmen auf den bevorstehenden Wandel einzuschwören – u.a. mit einem Factsheet und einer digitalen Infoveranstaltung Ende Oktober. Wir wollen jetzt unsere Chance nutzen, den Wandel mitzu- gestalten, statt uns von ihm überrollen zu lassen. Dazu gehört der Austausch mit den anderen Stakeholdern entlang der Wertschöp- fungskette, den wir über unsere Netzwerke vorange- trieben haben. Auch bei der Umsetzung des New Green Deal ist es für mich zentral, die Chancen der deutschen Industrie im internationalen Wettbewerb zu schützen. Es gilt zu verhindern, dass Mitbewerber aus dem nicht europäischen Ausland kom- mende Rechtsvorschriften und Standards aushebeln oder umgehen können, wie wir dies mitunter bei REACH beobachten mussten. Angesicht der bevorste- henden Herausforderungen freue ich mich sehr, dass wir im Heimtex-Verband noch vor dem Jahreswechsel ein neues Referat Kreislaufwirt- schaft implementieren und auch unsere Manpower und Schlagkraft entsprechend verstärken werden. Was in meinem Fazit außerdem nicht fehlen darf ist die Tatsache, dass es uns trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der Ausnahmesituation in allen drei Verbänden gelungen ist, neue Mitglieder zu gewin- nen: Beim Heimtex ist das die Neutex Home Deco. Mit Hemafa, Sun Garden und Winkle konnte der Matrat- zenverband gleich drei neue Hersteller hinzugewin- nen. Und der ViS wird verstärkt durch Vertisol Inter- national SRL und Durach. Über diese Erfolge freue ich mich ganz besonders, denn sie zeigen, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind und die Mit- gliedschaft in unseren drei Verbänden offenbar als loh- nend wahrgenommen wird. Die Existenz von Verbän- den ist kein Selbstzweck, sondern rechtfertigt sich nur durch den Beitrag, den sie zur Gestaltung der jeweili- gen Branchen beitragen und aus unternehmerischer Sicht durch einen Mehrwert für jedes einzelne Mit- glied. Deshalb sind unsere neuen Mitglieder für mich ein Grund für Optimismus und Ansporn zugleich: Wir haben die Krise noch nicht überwunden und stehen auch 2021 noch vor großen Herausforderungen, die wir gemeinsam stemmen möchten. RTS: Vielen Dank für das Gespräch! www.vis-online.org www.heimtex.de www.matratzenverband.de Das Thema Kreislaufwirtschaft wird im neuen Jahr weiterhin von großer Bedeutung sein. Über das Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz In Wuppertal haben sich die Geschäftsstel- len des Verbands der Deutschen Heimtextili- en-Industrie, des Fach- verbands Matratzen- Industrie sowie des Verbands innenliegender Sicht- und Sonnenschutz zusammengeschlossen, um die gemeinsamen Belange Ihrer Mitglieder und der vertretenen Bran- chen zu bündeln und Synergien zu nutzen.

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