RTS Magazin 10/2020

11 RTS-Magazin 10/2020 BRANCHE Interviewmit Jan Hederer In diesem Jahr blickt Jens Hederer auf 20 Jahre als Aus- bildungsleiter bei Becker zurück. Schon seit 2000 ist er verantwortlich für die Ausbildung und Betreuung der Auszubildenden im Unternehmen. Er wählt die zukünftigen Azubis aus einer Vielzahl der Bewerber aus und führt mit ihnen die Vorstellungsgespräche. Er vertritt Becker beispielsweise auch in den Ausbil- derarbeitskreisen der IHK oder beim Speed-Dating der kaufmännischen Schulen in Dillenburg und ist Teil des IHK-Prüfungsausschusses. Außerdem ist er sowohl An- sprechpartner als auch Lehrer für die Auszubildenden, wenn sie kurz vor ihrer Prüfung stehen. Zu diesem An- lass hat er uns ein paar Fragen beantwortet. RTS: Wie kam es dazu, dass Sie den Job als Ausbil- dungsleiter übernommen haben? Jens Hederer: Ich habe vor 25 Jahren selbst meine Ausbildung bei Becker gemacht. Mein damaliger Aus- bilder, Herr Berthel, hat dann irgendwann einen Nach- folger gesucht und da ich direkt nach der Ausbildung zum Industriekaufmann und der anschließenden Wei- terbildung zum Industriefachwirt auch meine Ausbil- dereignungsprüfung abgelegt hatte, hat man mir die Chance bei Becker gegeben, die Verantwortung für die kaufmännische Ausbildung zu übernehmen. Das war mit meinen damals 25 Jahren sicher nicht üblich. Ich bin in jedem Fall dankbar dafür, dass man mir das damals schon zugetraut hat und ich die Gelegenheit hatte, in diesem Bereich schon früh Verantwortung zu übernehmen. RTS: Worauf achten Sie bei der Auswahl der Auszu- bildenden? Jens Hederer: Eine ordentliche Bewerbung ist natür- lich Grundvoraussetzung. Ein Bewerbungsschreiben mit vielen Rechtschreibfehlern kann zum Beispiel schon ein K.o.-Kriterium sein. Die Noten spielen sicher auch eine Rolle, sind aber nicht allein entscheidend. In den früheren Jahren habe ich noch standardisierte Eig- nungstests durchgeführt. Seit einigen Jahren verzichte ich allerdings darauf. Das wichtigste Kriterium ist immer das persönliche Gespräch zwischen einem potentiellen neuen Auszu- bildenden und mir. Ich muss einfach das Gefühl ha- ben, dass die jungen Leute bei Becker ins Team passen. Ausbildung soll Spaß machen und zwar sowohl uns als Unternehmen, aber vor allem auch dem Auszubilden- den selbst. RTS: Was macht Ihnen Spaß daran? Jens Hederer: Mir macht es einfach Spaß zu sehen wie sich „meine“ Auszubildenden vom Ausbildungs- start bis hin zur Prüfung fachlich, aber vor allem auch persönlich entwickeln. Zu meiner Schulzeit hatte ich mal das Ziel Lehrer zu werden – Ausbildungsleiter ist ja etwas, was zumindest in diese Richtung geht. Ich behaupte allerdings, dass ich einen großen Vorteil im Vergleich zu den Lehrern habe. Ich kann mir meine Auszubildenden aussuchen, das macht es sicher deut- lich einfacher. Ich kann, so denke ich, behaupten, dass ich bisher immer wirklich großartige Azubis hatte. Das ist etwas, worüber ich sehr froh und dankbar bin. RTS: Was sind die Herausforderungen? Wie ver- einbaren Sie den Job als Ausbilder mit dem des Vertrieblers? Jens Hederer: Wie ich in der Antwort auf die Frage zu- vor schon sagte, habe ich in all den Jahren, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nie wirklich Schwierigkeiten mit meinen Auszubildenden gehabt. Das macht es mir na- türlich deutlich leichter die Aufgabe als Ausbilder mit meinem bisherigen und zukünftigen vertrieblichen Ver- antwortungsbereich zu vereinbaren. Der zeitliche Auf- wand ist immer dann etwas höher, wenn die Vorberei- tung der Azubis auf die Zwischen- und Abschlussprü- fungen ansteht. Das ist aber in der Regel auch die Zeit, die mir persönlich am meisten Freude bereitet – auch wenn die Azubis, die kurz vor ihrer Prüfung stehen, das so natürlich nicht immer nachvollziehen können. RTS: Gab es schon mal einen Zeitpunkt, an dem Sie die Aufgabe gerne an jemand anderen abgege- ben hätten? Jens Hederer: Nein, diesen Zeitpunkt gab es bisher noch nie. Ich hoffe, das wird auch noch lange so blei- ben. Den Zeitpunkt zu erkennen, an dem es wichtig und richtig ist, die Aufgabe dann an einen jüngeren Kollegen abzugeben, ist die eigentliche Herausforderung. RTS: Was ist Ihr Motto bei der Ausbildung? Jens Hederer : Man kann sicher sagen, dass die Aus- bildung unter dem Motto „Fordern und fördern“ steht. Dazu fällt mir noch ein Spruch von John F. Kennedy ein, der aus meiner Sicht gut in die heutige Zeit passt: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“ RTS: Wie ist es für Sie, jedes Jahr Auszubildende ins richtige Berufsleben zu verabschieden? Jens Hederer: Ich sehe das auf der einen Seite mit ei- nem kleinen weinenden Auge, da ich die Azubis sehr gerne in ihrer Ausbildungszeit begleite – auf der ande- ren Seite überwiegt aber natürlich die Freude über die bestandene Abschlussprüfung. Und da die Allermeis- ten am Ende ihrer Ausbildung die Möglichkeit haben bei Becker ins „richtige“ Berufsleben durchzustarten, kann ich sie auch mit ruhigem Gewissen verabschie- den. Ich weiß ja, dass sie in der Fachabteilung, in der sie übernommen werden, gut aufgehoben sind und sie ihren Weg bei uns ganz sicher machen werden. RTS: Vielen Dank für das Gespräch! Das Unternehmen legt auf das Thema Ausbildung großen Wert.

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