RTS Magazin 6/2020
46 RTS-Magazin 6/2020 MARKT D ie Ausbreitung des Coronavi- rus hat zu massiven Einbrü- chen der Wirtschaftstätigkeit geführt – auch die Schloss- und Be- schlaghersteller sind davon stark be- troffen. „Um die Folgen der Corona- Pandemie für die Branche besser beurteilen zu können, haben wir un- sere Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen auf deren aktuelle Ge- schäftstätigkeit befragt“, so Holger Koch, stellvertretender Geschäfts- führer des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) und betont, dass die Umfrageergebnisse jedoch ausschließlich für den Baube- schlagbereich gelten. Die Erhebung wurde vom 31. März bis zum 2. April 2020 durchge- führt. Insgesamt haben sich 27 Unternehmen daran beteiligt. Zulieferer zur Kraftfahrzeugindustrie dürften aufgrund der Produktionsstillegungen bei verschiede- nen Abnehmern noch deutlich stärker betroffen sein. Die Möbelindustrie und somit auch deren Zulieferer könnten von der staatlich verordneten Kontaktsperre womöglich sogar profieren. Die Verschönerung der ei- genen Wohnsituation wird in Branchenberichten häu- fig als realistisches Szenario angedeutet. Umsatzrückgänge werden sich verstärken Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat auch die Industrieunternehmen erreicht, nachdem zuerst der Dienstleitungssektor mit drastischen Einbrüchen konfrontiert worden ist. Die Bauindustrie und damit ihre Zulieferer folgen dieser Entwicklung mit einer leichten Verzögerung. Im Schloss- und Beschlagbe- reich berichten inzwischen 59,3 Prozent der Unter- nehmen von Umsatzrückgängen, die im Mittel bei rund 20 Prozent liegen. Für einige Hersteller lagen die März-Umsätze noch auf konstantem Niveau bzw. leicht über Plan. „Erklärt wird dies mit möglichen La- geraufstockungen beim Handel und den Verarbeitern, um absehbaren Produktionsausfällen entgegenzuwir- ken. Für den April wird aber seitens der Schloss- und Be- schlaghersteller mit deutli- chen Rückschlägen gerech- net“, so Holger Koch weiter. Ein Blick auf die Auftrags- eingänge bestätigt das: hier melden bereits zwei von drei Unternehmen Rückgänge in Höhe von durchschnittlich rund 22 Prozent. Jeder neunte Befragungsteilnehmer mel- det bereits jetzt Auftragsstor- nierungen über das übliche Maß hinaus. Allgemein wird der April als entscheidender Monat für die Stärke des Rückgangs angesehen. Gut vierzig Prozent der Mit- gliedsunternehmen berichten von Produktionsausfäl- len. Als Grund dafür halten sich fehlendes Personal, beispielsweise aufgrund von „normaler“ Krankheit, Quarantäne, häuslicher Isolation oder fehlender Kin- derbetreuung, und bereits heute gestörten Lieferket- ten ungefähr die Waage. Sofern die Lieferketten bis- her noch nicht beeinträchtigt sind, reichen die Vorräte nach heutiger Einschätzung meist für ein bis zwei Mo- nate. Kurzarbeit meist unvermeidlich Bei zwei Drittel der Schloss- und Beschlaghersteller werden bereits Arbeitszeitguthaben abgebaut, in über vierzig Prozent der Unternehmen wurde Urlaub ange- ordnet. Diese Maßnahmen reichen aber nicht aus. Je- der vierte Hersteller hat bereits Kurzarbeit eingeführt, weitere sechzig Prozent haben dies konkret geplant. Die Bandbreite der Kurzarbeitsdauer spiegelt die große Ungewissheit wider. Sie reicht von vier Wochen bis zu neun Monaten, aber auch beim Umfang ist kein ein- heitliches Bild zu erkennen. Die vorübergehende Schließung von Betriebsteilen kommt nur in Einzelfällen in Betracht und auch der Personalabbau scheint sich aufgrund der vereinfach- ten Kurzarbeitsregeln in 85 Prozent der Unternehmen vermeiden zu lassen. Unternehmer treten auf die Investitionsbremse Weniger als ein Viertel der Unternehmen will an seinen bisherigen Investitionsplänen festhalten, in fast jedem zweiten werden sie zurückgestellt. Annähernd dreißig Prozent der befragten Unternehmer gehen von einer reduzierten Investitionstätigkeit aus. Staatlichen Hilfsmaßnahmen unterschiedlich hilfreich Die Unterstützungsmaßnahmen werden von den Befra- gungsteilnehmern unterschiedlich bewertet. So erhält Schloss- und Beschlagindustrie rechnet mit deutlichen Rückschlägen Holger Koch: „Um die Folgen der Corona-Pandemie für die Branche besser beurteilen zu können, haben wir unsere Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen auf deren aktuelle Geschäftstätigkeit befragt.“ Auch die Schloss- und Beschlaghersteller sind von der Coronakrise stark betroffen. © FVSB (2)
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