RTS Magazin 6/2020
42 RTS-Magazin 6/2020 MARKT L aut einer Prognose der ETH Zürich soll Wien bis 2050 in Hitzeperioden der Klimazone von Skopje entsprechen. Dies würde bedeuten, dass die Ös- terreicherinnen und Österreicher in den heißesten Monaten Temperaturen ausgesetzt wären, die um 7,6 Grad Celsius wärmer sind als 1850. Sommertauglich- keit von Wohngebäuden wird von vielen Experten laut Bundesverband Sonnenschutztechnik (BVST) aktuell als die wichtigste Herausforderung gesehen. Insbesondere bei Bestandsbauten besteht die Gefahr, dass der Sommerkomfort durch die Anschaffung von Klimageräten die Ziele der Klima- und Energiepolitik konterkariert. Um diese Ziele zu erfüllen, den Energie- verbrauch zu senken und gleichzeitig die Energieeffi- zienz von Gebäuden zu verbessern, ist vor allem eine ganzheitliche Sanierung notwendig: Das bedeutet den Energieverbrauch beim Heizen zu senken und gleich- zeitig den Stromverbrauch durch Kühlgeräte und Kli- maanlagen nicht in die Höhe zu treiben. Darüber hin- aus erzeugt Klimatisierung viel Abwärme, die gerade in urbanen Gebieten die Außenluft zusätzlich erwärmt und die nächtliche Abkühlung verhindert. Bei Neubauten kann aufgrund der vorzulegenden Energieausweise auf einen effektiven Sonnenschutz ohnedies kaum verzichtet werden. Damit kurz- und mittelfristig der Energieverbrauch infolge mechani- schen Kühlens nicht ungebremst in die Höhe schnellt, ist es vor allem bei bestehenden Gebäuden wichtig, mit passiven Maßnahmen wie Beschattung und Nachtlüf- tung auf das sich ändernde Klima nachzurüsten. Richtige Beschattung macht den Unterschied Ein Jahr hat 4380 Tagstunden, von denen mindestens 50 Prozent so kühl sind, dass sie keine Sonnenschutz- maßnahmen erfordern. Von den verbleibenden ca. 2200 Stunden, sind wiederum etwas weniger als 50 Prozent sonnig. Durch den Gang der Sonne resultieren daraus 250 bis 400 Stunden je Fassadenorientierung und Jahr, an denen besonnte Fenster unbedingt be- schattet werden sollten. Für eine effektive Beschattung sind also ca. 10 Prozent der Tagstunden erforderlich, um eine Überwärmung von Mitte April bis Ende Okto- ber zu vermeiden. Im Großteil Österreichs ist es mög- lich, mit Beschattung und Nachtlüftung trotz steigen- der Temperaturen Wohngebäude sommertauglich zu planen und zu bauen. Bei einem typischen Wohnraum kann ein effektiver außenliegender Sonnenschutz die Temperatur von Innenräumen um ca. 10 Grad Celsius kühler halten als im Vergleich zu einem Raum mit un- beschatteten Fenstern. Effektiv und umweltschonend Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des BVST: „Bei der Sanierung muss man immer das Gesamtbild im Kopf haben. Für Wände und Fenster ist es wichtig, dass der Wärmefluss von der warmen zur kalten Seite gering ist – das spart Heizkosten und verhindert außerdem, dass im Sommer die Außenluft ihre Wärme in den kühleren Innenraum abgibt. Aber noch viel wichtiger ist, das Fenster als Heizköper zu verstehen: Wenn die Sonne ungehindert durch das Glas einstrahlen kann, hat man einen Radiator mit 500 Watt Leistung pro Quadratmeter und mehr. Wenn ein variabler Sonnenschutz vorhan- den ist, wirkt er wie ein Thermostatventil, das die Heiz- leistung der Sonne um 90 Prozent und mehr reduzieren kann.“ Als Faustformel nennt der Experte: Ein Sonnen- BVST: Kluger Schutz vor Überwärmung mit außenliegendem Sonnenschutz Die Temperaturen in den Sommermonaten steigen laufend und ebenso die Zahl der überdurchschnittlich heißen Tage im Jahr. Dichte Gebäudehüllen und große südorientierte Glasflächen sind aus Sicht der Heizenergieeinsparung wichtig, erhöhen jedoch das Überwärmungsrisiko. Um für sommerkühle Wohnungen die Umwelt nicht durch Klimageräte zu belasten, ist es wichtig, bei geplanten Sanierungsarbeiten die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Markisen, Rollläden und Raffstore sind hier die ökologisch sinnvollste und gesündeste Wahl. Um für sommerkühle Wohnungen die Umwelt nicht durch Klimageräte zu belasten, ist es wichtig, bei geplanten Sanierungsarbeiten die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. © Trimmel Wall Architekten (2)
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