RTS Magazin 5/2020
38 RTS-Magazin 5/2020 INNOVATIONEN Solarmodule auf dem Dach installieren, um die Son- nenenergie großflächig einzufangen – und dann einen Sonnenschutz darauf anbringen? So paradox es klingt: Immer mehr besteht die Notwendigkeit, die Solarmo- dule zeitweise vor Sonneneinstrahlung sogar zu schüt- zen. Was viele Hausbesitzer nicht wissen: Wird die Wärme nicht kontinuierlich genutzt, können Schäden am Haus entstehen. Warum das so ist, erklärt Beschat- tungs-Experte Steffen Schanz. „Die meisten Solarthermie-Anlagen sind so kon- zipiert, dass sie in der Übergangszeit, also im Früh- jahr und im Herbst, genug Energie erzeugen, um das Brauchwasser zu erwärmen. Für den Sommer sind sie jedoch zu groß“, erklärt Steffen Schanz, kaufmänni- scher Leiter bei Schanz Rollladensysteme. Zum einen ist dann die Heizungsanlage nicht in Betrieb, zum an- deren wird in der Regel kühler geduscht. Doch gerade in den Sommermonaten, wenn weniger Wärme im Haus benötigt wird, ist der Ertrag einer Solarthermie- Anlage am höchsten. Betroffen sind vor allem Anla- gen, die zur Heizungsunterstützung eingesetzt wer- den. Aber auch ältere Solaranlagen, die nur das Trink- wasser erwärmen, rücken in den Blickpunkt. Steffen Schanz: „Vor zehn, 15 Jahren haben viele Familien von der staatlichen Förderung profitiert und sich Solarther- mie-Anlagen installieren lassen. Heute sind die Kinder aus dem Haus und die Anlagen entsprechend überdi- mensioniert. Dazu kommen die immer heißeren Som- mer mit immer intensiverer Sonneneinstrahlung.“ Hat der Pufferspeicher die Maximaltemperatur er- reicht, wird die Wärme aus den Kollektoren nicht mehr abgeführt. In Fachkreisen spricht man auch von ther- mischer Stagnation. Die Folge: Die Kollektoren heizen sich immer weiter auf. Durch die hohen Temperaturen werden die einzelnen Komponenten stark belastet. Iso- lierungen und Dichtungen werden porös und die Trä- gerflüssigkeit zersetzt sich. Insgesamt altert die Anlage schneller, die Instandhaltungskosten steigen, was die Solarmodule vor der Sonne schützen? Wie bei einem Fenster liegen die stabilen Alu-Rollläden über den Kollektoren. Sie lassen sich je nach Sonneneinstrahlung und Wärmebedarf runter- und wieder hochfahren und individuell steuern. Amortisationszeit deutlich verlängert. „An der Anlage entstehen dann Temperaturen von über 100 Grad Cel- sius, auch an Rohrleitungen drohen Schäden durch das zu warme Wasser“, warnt Steffen Schanz. Eine Lösung Es gilt also, die Sonneinstrahlung maßvoll zu dosieren. Eine probate Lösung hat Schanz in Form einer Solar- anlagenbeschattung parat, die sich auch nachrüsten lässt. Wie bei einem Fenster liegen dabei stabile Alu- Rollläden über den Kollektoren. Diese lassen sich je nach Sonneneinstrahlung und Wärmebedarf runter- und wieder hochfahren. Auch eine individuelle Einzel- steuerung ist dabei möglich. „Hat man beispielsweise drei Kollektoren, die jeweils mit einem Rollladen ver- sehen sind, kann man je nach Wärmebedarf auch nur einen oder zwei davon Wärme erzeugen lassen“, so Steffen Schanz. In der Urlaubszeit, wenn die Wärme gar keinen Abnehmer findet, bleiben die Rollläden am besten ganz geschlossen. Doch die Rollladensysteme schützen nicht nur vor Überhitzung, auch Hagel wird zuverlässig abgehal- ten. So können Anlagenbesitzer die warme Jahreszeit in vollen Zügen genießen. „Die Nachfrage nach ei- ner regulierbaren Beschattung für Solaranlagen ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen“, berich- tet Steffen Schanz. Denn immerhin liegt der Ertrag einer thermischen Solaranlage jährlich bei 450-600 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche. Anlagen, die ausschließlich der Trinkwasserbereitung dienen, er- reichen damit einen Deckungsgrad von 60 Prozent. Abhängig von der Art des Kollektors genügt dafür be- reits eine Fläche von 1-1,5 Quadratmeter pro Person. Anlagen, die zudem die Heizung unterstützen, müssen entsprechend größer ausgelegt werden. Hier wird eine Kollektorfläche von zwei bis drei Quadratmetern pro Person benötigt. So lassen sich über das Jahr gesehen rund 20 Prozent des Wärmebedarfs abdecken. www.rollladen.de Steffen Schanz: „Die Nachfrage nach einer regulierbaren Beschattung für Solaranlagen ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen.“ © Schanz (2)
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