LIFTjournal 2-2021
Sie waren am Ende zufrieden mit der Online-Version der Heilbronner Aufzugstage: Prof. Dr. Georg Clauss (l.) und Klaus Dietel. Es war eine Premiere: Zum ersten Mal in ihrer 38-jährigen Geschichte fanden die Heilbronner Aufzugstage als reine Online- Veranstaltung statt. Rund 130 Teilnehmer überzeugte das Konzept. Sie bekamen am heimischen Bildschirm zwölf Vorträge an zwei Tagen geboten – Schwerpunktthe- men waren diesmal Normen und Richtli- nien sowie die Cybersecurity. VON ULRIKE LOTZE A uch wenn vieles anders war als ge- wohnt, blieben sich die Heilbronner Aufzugstage doch in mancher Hinsicht treu. Zum Beispiel mit der traditionellen Eröff- nung der Vortragsreihe durch Dr.-Ing. Gerhard Schiffner von TK Elevator. In seiner Übersicht zum aktuellen Stand bei den europäischen Nor- men und Richtlinien war die anstehende Über- arbeitung der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ein Schwerpunkt. Berücksichtigt werden sollen dabei u.a. neue Technologien. Wesentlich sei, dass die Geschwindigkeitsgrenze von 0,15/m als Abgrenzung zur Aufzugsrichtlinie unverändert bleiben soll. Schiffner rechnet damit, dass die neue Maschinenrichtlinie in ein bis zwei Jahren veröffentlicht wird. Kurz ging Schiffner auch auf die Auswirkungen des Brexits ein, der „gravierende Auswirkungen“ auf das Inverkehrbringen von Aufzügen und Si- cherheitsbauteilen in Großbritannien habe. In einer Übergangsfrist bis Jahresende seien noch Lieferungen aus der EU nach Aufzugsrichtlinie möglich, ab 2022 aber eine Zertifizierung nach britischen Recht nötig. Eine gute Übersicht über die Änderungen gebe es auf der Internetseite des britischen Aufzugsverbandes LEIA. KONFLIKTE AUF DER BAUSTELLE VERMEIDEN Für ein verbessertes Zusammenspiel von Objekt- planung durch Digitalisierung warb der Architekt Andreas Pilot in seinem Vortrag über Building Information Modeling (BIM). Der BIM-Manager ist Leiter des BIM Studios am Fachbereich Archi- tektur der TU Darmstadt. Mit BIM als Methode könne die Baustelle von allen Beteiligten vorab durchgespielt werden – was Konflikte auf der Baustelle vermeiden helfe. Pilot ist Vorsitzen- der des Richtlinienausschuss VDI 2552 Blatt 11.5 BIM–Aufzugstechnik, diese VDI-Richtlinie habe u.a. das Ziel, den dafür notwendigen branchenü- bergreifenden Informationsaustausch möglichst einheitlich durchzuführen (das LIFTjournal be- richtete). WIE SEHEN WIR UNS IN AUGSBURG? Mit Spannung war der Vortrag von Joachim Kals- dorf zur Frage „interlift 2021 – (wie) sehen wir uns in Augsburg“ erwartet worden. Der Projekt- leiter der interlift verdeutlichte zunächst den „immensen Schaden“, den die bisherige Absage von rund 350 Messen im vergangenen Jahr allein in Deutschland versucht hat. Ausführlich erklärte er anschließend das Sicherheitskonzept der interlift für Aussteller und Messebesucher. Kalsdorf kündigte zu den Präsenzbesuchen eine ergänzende virtuelle Plattform für Besucher aus dem Ausland an, die wegen Beschränkungen nicht anreisen dürften. Inzwischen ist das Konzept hinfällig: Die inter- lift wurde vom Oktober 2021 auf den April 2022 verschoben (Lesen Sie mehr dazu auf Seite 40). RISIKOBEURTEILUNG Die Risikobeurteilung für Hersteller und Monta- gebetriebe anhand der EN ISO 14798, die derzeit erarbeitet wird, war das Thema von Andreas Dorsch, der bei Schindler im Bereich für tech- nische Aufzugsvorschriften tätig ist. Bei Risiko- beurteilungen für Aufzüge nach Maschinenricht- linie komme man aus europäischer Sicht nicht an der harmonisierten EN ISO 12100 vorbei, so Dorsch. Anstelle einer eigenständigen EN ISO 14798 wäre nach seiner Ansicht insgesamt ein- facher und sinnvoller, einen Leitfaden für die Anwendung der EN ISO 12100 zu haben. JÜRGEN VON DER LIPPE UND DIE BIBEL Der Aufmerksamkeit der Zuhörer konnte sich Jörg Jahn gewiss sein, nach dem er seinen Vortrag mit einem Zitat von Jürgen von der Lippe und aus der Bibel begonnen hatte. Der Themenfeldleiter Aufzugsanlagen bei der BG Holz und Metall be- fasste sich in seinem Vortrag mit der Risikobeur- teilung für Arbeitgeber und Betreiber. Er stellte sieben Prozess-Schritte für die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung, die Risikomatrix und Maßnahmenhierarchie vor, inclusive Praxistipp – einer Maßnahmenliste für die Gefährdungs- beurteilung. UNTERSCHIEDLICHES INTERESSE DER BEHÖRDEN „Der Aufzug im Baurecht – Barrierefreiheit, Brandschutz, Prüfungen“ war das Thema von Volker Sepanski, technischer Leiter für Aufzüge bei der TÜV Rheinland Industrie Service GmbH. Fotos: ©Ulrike Lotze/Grafik: okapidesign Heilbronn am heimischen Bildschirm 44 MESSEN UND VERANSTALTUNGEN FAIRS AND EVENTS LIFT journal 02. 2021
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