LIFTjournal 6-2020
von Andreas Pilot „Digitale Zwillinge“ von Anlagen und Bauwerken stellen eine neue Dimension der Digitalisierung dar – eine Herausfor- derung und Chance für alle, die Aufzüge planen, bauen und betreiben. G rundsätzlich haben Digitale Zwillinge das Ziel, möglichst alle relevanten Bauwerks- Informationen oder Verweise darauf an ei- ner zentralen Stelle zusammenzuführen und vorzu- halten. Schon allein der „Blick ins Modell“ ist für nahezu alle Prozesse rund um die Aufzugstechnik hilfreich. Damit ein solcher Digitaler Zwilling viel- fältig genutzt werden kann, muss das Modell richtig angelegt sein und seine Daten gut gepflegt werden. Analog errichtete Gebäude und Anlagen sind das Ergebnis vieler Köpfe und Hände – das gilt auch für ihre Digitalen Zwillinge. So können bei- spielsweise verbesserte Darstellungen, gut ab- gestimmte Planungen, fundierte Vergleiche von Varianten oder die Simulation unterschiedlicher Szenarien erstellt werden. Digitale Zwillinge sind die Grundlage für einen intelligenten Gebäude- betrieb und eine bedarfsgerechte Wartung. Bestandteile eines digitalen Zwillings Digitale Zwillinge entstehen häufig lange vor ih- ren analogen Pendants. Ein Aufzugsmodell ist ein sogenanntes „Fachmodell“, die Verantwortung dafür liegt bei der jeweiligen Aufzugsplanung. Im openBIM-Prozess dient ein exportiertes Modell den anderen Planungsbeteiligten als Grundlage für ihre jeweiligen Planungen. Es wird daher als „Referenzmodell“ bezeichnet und von anderen nicht verändert. Stellt man verschiedene Fach- modelle beispielsweise in einem Modell-Viewer zur Koordination zusammen, dann wird das so entstandene Gesamtmodell auch als „Koordi- nationsmodell“ bezeichnet. Standardisierung Werden alle Modelle ausschließlich in einer ein- zigen Software erstellt und ausgetauscht, spricht BIM in der Aufzugstechnik: ein Perspektiv-Wechsel BIM in lift technology: a change of perspective man von „closed BIM“. Stammen sie jedoch aus unterschiedlichen Programmen, wird dies „open BIM“ genannt. Wie bereits bei CAD und PDF sind für einen international absprachefreien openBIM Austausch von Modellen einheitliche Schnitt- stellen und Datenformate sowie standardisier- te Modellinhalte erforderlich. Die Organisation buildingSMART hat im Jahr 2000 für 3D-Modelle das Format IFC (Industry Foundation Classes) ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich weiter entwickelt. IFC wird im Bereich Planung aktuell in der Version 2x3 und teilweise schon in der Version 4 eingesetzt. Der Standard bildet allerdings noch nicht annähernd die erforderlichen Modellin- halte für alle BIM-Anwendungsfälle ab. Als of- fenes Format ermöglicht IFC aber die individuelle Ergänzung der Objekte um beliebige Attribute. So können dann doch per projektspezifischer Festlegung alle erforderlichen Informationen transportiert werden. Verbindlicher Standard Um von projektweisen Absprachen zu einem ab- sprachefreien Austausch zu gelangen, muss der offene und internationale Standard auch für das Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und Anlagen in Deutschland gelten und alle Gewerke beinhalten. So findet der IFC-Standard IFC4 ADD2 TC1 beispielsweise Eingang in den ISO-Standard Foto: ©alphaspirit/123RF.com Mit BIM auf ein neues Level: Das universelle Modell als Ziel. Taking BIM to a new level: The universal model as the goal. LIFT journal 06. 2020 08
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