LIFTjournal 4/2020
Programmierbare elektronische Systeme ersetzen vermehrt sicherheitsrelevante, mechanische Bauteile. Das vereinfacht und beschleunigt sowohl die Prüfung als auch die Instandhaltung erheblich. Wie Aufzugsbetreiber und -hersteller von der Digitalisierung profitieren können und was das mit dem Eiffelturm zu tun hat, erläutert TÜV Süd. A ufzüge gehören nach wie vor zu den sichersten Transportmitteln. Bislang werden ihre sicherheitsgerichteten Funktionen überwiegend durch mechanisch- elektrische Bauteile realisiert. So finden sich in den meisten Aufzügen zusätzlich zu Stockwerks-, End- und Inspektionsschaltern eine separate Schachtkopierung und ein Geschwindigkeits- begrenzer. Elektronische Bauteile sind bislang nur vereinzelt mit Sicherheitsfunktionen aus- gestattet. Programmierbare elektronische Systeme, sogenannte PESSRAL (Programmable Electronic System in Safety-Related Applications for Lifts) bündeln diese Funktionen und ersetzen so alte- rungsanfällige und wartungsintensive mecha- nische Bauteile. Die softwaregestützten Systeme ermögli- chen einen höheren Sicherheitsstandard, weil sie dynamisch auf gefährliche Situationen re- agieren. Weniger Bauteile bedeuten geringere Anschaffungs- und Instandhaltungskosten sowie verkürzte Stillstände aufgrund von Prüfungen oder Reparaturen. Das Risiko zufälliger Fehler, etwa durch Materialermüdung, sinkt ebenfalls. FERNÜBERWACHUNG UND PREDICTIVE MAINTENANCE Der Wartungsaufwand sinkt auch dank neuer Möglichkeiten zu Fernüberwachung und Remote Services. Über das IoT (Internet of Things) lässt sich der Betrieb überwachen und Anomalien sofort erkennen – die Grundlage für eine vor- sorgende Instandhaltung: Nach einer risiko- orientierten Priorisierung auf Basis errechneter PESSRAL: Neue Zeiten für Betreiber und Hersteller PESSRAL: new era for operators and manufacturers anlagenspezifischer Zuverlässigkeitskennwerte für Komponenten und Subsysteme können War- tungsmaßnahmen und Reparaturen langfristig geplant und das Budget besser kalkuliert werden. Software unterliegt keinen zufälligen, also unvermeidbaren Fehlern. Sie kann nicht altern, verschleißen oder abnutzen. Entsprechend grö- ßere Aufmerksamkeit muss den systematischen Fehlern zuteilwerden, z. B. Auslegungsfehlern der Softwarefunktionen. Sie lassen sich mit Hilfe eines geeigneten Qualitätscontrollings anhand eines Managementsystems zur Funktionalen Sicherheit vermeiden. Neu ist die Gefahr intendierter Fehler durch Hackerangriffe. Deshalb muss auch die Cyber- Security in den Lebenszyklus der Funktionalen Sicherheit integriert werden. Das bringt neue Anforderungen für Betreiber und Wartungs firmen: Sie müssen den physikalischen Zugang zur Aufzugssteuerung sichern, kontrollieren und die sicherheitsrelevante Software regelmäßig HINWEIS Die Normenreihe EN 81-20/50 beschreibt Sicher- heitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen. Damit konkretisiert sie die euro päische Aufzugrichtlinie 2014/33/EU. Anhang A der EN 81-20 beinhaltet eine Liste der elektrischen Sicherheitseinrichtungen. Sie können durch Sicherheitsfunktionen realisiert werden, die den Anforderungen der Funktionalen Sicherheit entsprechen müssen. NOTE The EN 81-20/50 standard series describes safety rules for the design and installation of lifts. As a result, the series specifies the requirements of the European Lift Directive 2014/33/EU. Annex A of EN 81-20 includes a list of electric safety installations. They can be realised by safety functions that have to correspond to the functional safety requirements. Foto: © Anna Efetova / iStock.com LIFT journal 04. 2020 12
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