Gebaeudehuelle 10/2020

69 gebäudehülle 10.20 verbände verbände biv fachinfo zunächst stellt sich die frage, was sind boden- tiefe Verglasungen? Hier kann man lange diskutieren, da es keine klare Definition gibt. In Fachkreisen gibt es die „Faustformel“, dass alles unterhalb der Brüstungs- höhe als bodentiefe Verglasung eingestuft werden kann. Je nach Bundesland kann die Brüstungshöhe variieren, in den meisten Ländern gilt aber bis 12 Meter Höhe eine Brüstungshöhe von 90 Zentimetern. Nachdem im Normenausschuss der DIN 18008 über die generelle Verwendung von Sicherheitsglas bis 0,8 Meter über der Standfläche diskutiert wurde, hat man sich schlussendlich an die Formulierung aus der Mus- terbauordnung angelehnt. Jetzt stellt sich ausführen- den Unternehmen die Frage, ob generell Sicherheitsglas zu verwenden ist oder nicht. Sicherlich muss nicht je- de bodentiefe Verglasung aus Sicherheitsglas bestehen, jedoch ist der Anwendungsbereich für grobbrechende Glasarten gering. sicherheitsglas im privaten wohnungsbau Neben der Musterbauordnung und den jeweiligen Lan- desbauordnungen, die den Grundsatz von sicherem Bau- en beinhalten, sehen die zusätzlichen Regelungen für Geschäfte und öffentliche Bereiche vor, dass für Vergla- sungen, an die herangetreten werden kann, generell Si- cherheitsglas zu verwenden ist. Jetzt kommt immer mehr die private Wohnung in den Blickpunkt, und auch hier stellt sich die Frage, ob ebenfalls Sicherheitsglas verwen- det werden muss. Zu berücksichtigen ist auch hier die jeweilige Landesbauordnung mit dem Grundsatz des si- cheren Bauens. Daraus ergibt sich auch für bodentiefe Verglasungen in Wohnungen, an die herangetreten werden kann, die Ver- wendung von Sicherheitsglas. Immer mehr Glaser bera- ten ihre Kunden heute erfolgreich hinsichtlich der Ver- wendung von Sicherheitsglas. Dabei kommt der kompe- tenten Beratung eine wichtige Rolle zu, denn viele Kun- den sehen die „Gefahr“ des Glasbruches und deren Folgen zunächst nicht. Nach einer Beratung entscheiden sie sich dann für Sicherheitsglas und sind bereit, im Sinne der Si- cherheit auch etwas mehr Geld auszugeben. Nachdem grosse, bis zum Boden herabreichende Verglasungen früher vornehmlich im Bereich der Auslagen von Geschäften verbaut wurden, findet man sie mittlerweile immer häufiger auch in Bürogebäuden und Eigenheimen. Daraus ergeben sich einige Herausforderungen hinsichtlich der Umsetzung. reparaturfall berücksichtigen Neben der Frage nach Sicherheitsglas sollte bei großen Verglasungen auch noch das „Handling“ beachtet wer- den. Bodentiefe Verglasungen finden sich nicht nur in Balkon- und Haustüren. Bei modernenWohnungen und Eigenheimen reichen die Fenster heute oft in vielen Räu- men bis zum Boden. Hier muss vorab geklärt werden, wie die Verglasung ausgeführt werden kann. Bei Neubauten bekommt man während der Bauphase vieles noch ein- gebaut, nur sollte unbedingt eine Reparatur mit geplant werden. Dafür sollte man ein Konzept erstellen. In der Praxis kam es schon vor, dass ein Fenster repariert wer- den musste und der Transport der Verglasung durch die Wohnung bzw. über den Hinterhof aus Platzmangel nicht mehr möglich war. Schlussendlich wurde das Fenster ge- teilt, um die Reparatur durchführen zu können. stefan wolter Leiter Institut des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau e.V. Bodentiefe Verglasungen Auch solche Verglasun- gen finden immer mehr Einzug in das Eigen- heim. Hier empfiehlt es sich, den Kunden gezielt auf die Verwen- dung von Sicherheits- glas zu beraten und solches auch vorranging anzubieten. Foto: © Vössing

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