Gebaeudehuelle 10/2020

39 gebäudehülle 10.20 fassade demnächst in den Niederlanden unter demNamen „Poly- StyreneLoop“ eine Pilotanlage in Betrieb genommen wer- den, in der mittels Solvolyse 3.000 Tonnen EPS-Abfälle im Jahr verarbeitet und dabei Polystyrol sowie Brom zu- rückgewonnen werden. Erst kürzlich wurde die Initiative dafür mit dem Umweltpreis „Blue Tulip“ ausgezeichnet. Darüber hinaus untersucht die FH Münster im Rahmen eines Forschungsprojektes unter anderem die stofflich- energetische Verwertung von WDVS-Abfällen in Ze- mentwerken. Hier liegt der Fokus nicht ausschließlich auf EPS, sondern auch auf der stofflichen Verwertung der weitgehend mineralischen Putze und Kleber. vorkonditionierung des wdvs-abfalls ist erforderlich Mit den stofflichen und energetischen Verwertungsver- fahren sind jedoch spezifische Anforderungen an die Abfalleigenschaften verbunden, was eine Vorkonditio- nierung erforderlich macht. Der Prozessschritt der Zer- kleinerung spielt in der mechanischen Aufbereitung ei- ne zentrale Rolle. Durch die Zerkleinerung werden die Stoffströme für die nachfolgenden Prozesse vorbereitet sowie Wertstoffe freigelegt. Das Ziel der Zerkleinerung ist maßgeblich von den Anforderungen der nachfolgen- den Prozesse sowie den geforderten Qualitäten abhängig. Aus der Mineralaufbereitung lassen sich folgende Zie- le ableiten und auf die WDVS-Aufbereitung anwenden: - Aufschluss der vorliegenden Verbundkonstruktion bzw. Freilegung des Wertstoffs, - Änderung der spezifischen Kornoberfläche, - Veränderung der Korngrößenverteilung. Durch den Einsatz unterschiedlicher Beanspruchungen sollen die verschiedenen Zerkleinerungseigenschaften der verarbeiteten Komponenten genutzt werden, um se- lektiv zu zerkleinern. Im Unterschied zur reinen Mine- ralaufbereitung, die sich überwiegend mit spröden Ge- steinen beschäftigt, besteht einWDVS aus verschiedenen Materialien mit unterschiedlichem Zerkleinerungsver- halten, so dass sich eine selektive Zerkleinerung anbietet. Neben den mineralischen Komponenten wie z.B. Kleber oder Putz liegen mit demDämmstoff (EPS) und demAr- mierungsgewebe (z.B. aus Glasfaserkunststoff) elastische bis zähelastische Komponenten vor. Die Komponenten sind stoffschlüssig mittels Kleber miteinander verbun- den. Optional können sie formschlüssig zusätzlich mit- tels Dübel verbunden werden, was die Selektivität der Zerkleinerung erschwert. erfolgreiche versuche mechanischer aufbereitung der wdvs-Bestandteile Um den zerkleinerten Abfall effektiv in verschiedene Fraktionen zu trennen, sind weitere Aufbereitungsschrit- te notwendig. Der Erfolg dieser weiteren Aufbereitung hängt maßgeblich von der vorgelagerten Zerkleinerung ab. Aufgrund der großen Dichteunterschiede zwischen EPS und den sonstigen WDVS-Komponenten lässt sich der EPS-Anteil abschließend mittels Dichtetrennung, z.B. durchWindsichtung, weiter aufkonzentrieren. Versuche an der FH Münster und der RWTH Aachen zeigen, dass mit diesen mechanischen Aufbereitungsschritten weit- gehend sortenreine Fraktionen aus einemWDVS-Abfall gewonnen werden können – ein weiterer Schritt in Rich- tung Kreislaufwirtschaft. Expandiertes Polystyrol (EPS) ist hierzulande nach wie vor der meist- genutzte Dämmstoff für die Fassade. Aufbau eines Wärme- dämmverbundsystems (v.h.n.v.): Dämmstoff, Armierungsgewebe , Unterputz, Oberputz. Foto: © FSDE / BASF Foto: © FSDE / BASF die autoren Niklas Heller M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter, FH Münster, IWARU – Institut für Infrastruktur · Wasser · Ressourcen · Umwelt, Münster/Deutschland www.fh-muenster.de/iwaru Martin Simons M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter, RWTH Aachen, I.A.R. – Institut für Aufbereitung und Recycling, Aachen/Deutschland www.iar.rwth-aachen.de

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