Gebaeudehuelle 10/2020

30 gebäudehülle 10.20 fassade fassade multifunktionale fassaden zu gast im NEXT Studio by Wicona + Part- ners in Frankfurt waren renommierte Refe- renten aus Architektur, Fassadenplanung und Forschung. Vor Ort konnten coronabedingt nur wenige Teilnehmer der Veranstaltung bei- wohnen, online aber verfolgten über 130 Per- sonen die Fachvorträge. Zum Start des von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack (TUDarmstadt/ TUDelft) moderierten Livestreams referierte Dipl.-Ing. Lars Anders (Geschäftsführer Prie- demann Fassadenberatung) in seiner Keyno- te zum Thema „Competitive Agility: Wie si- chern wir unseren Erfolg?“ Dabei schilderte der Fassadenexperte zunächst die grundsätz- lichen Anforderungen an adaptive Fassaden – nämlich die Anpassung des Verhaltens anUm- gebungsveränderungen wie Temperatur oder auch Sonneneinstrahlung. Zudemgehe es dar- um, Energiekosten zu senken und denNutzer- Welche Möglichkeiten bieten adaptive Fassaden bei der Planung von nachhaltigen, zukunftsgerechten, komfortablen und ästhetisch anspruchsvollen Gebäuden? Um diese Frage drehte sich das erste virtuelle NEXT Expertenforum am 22. September. komfort zum Beispiel in puncto Raumklima und Akustik zu erhöhen. Dazu stellte Anders spannende Projekte vor – beispielsweise den beweglichen Sonnenschutz amThyssenKrupp Headquarter in Duisburg. Wichtig sei es da- rüber hinaus auch, Adaptivität nicht nur auf die Fassade selbst zu beziehen, sondern diese zudem mit „beweglichen“ und zukunftsfähi- gen Geschäftsmodellen mit echten Mehrwer- ten für den Kunden zu verbinden. adaptive konzepte Dazu stellte der Experte aktuelle und in Zu- sammenarbeit mit Industriepartnern ent- wickelte adaptive Konzepte vor – zum Bei- spiel Gewebe, die ihre Formwandeln und ih- re Dichte anpassen, um den G-Wert zu ver- ändern und somit die Hitzeeinwirkung zu steuern. Auch das von Wicona verfolgte Ge- Mitdenkende Fassaden schäftsmodell imHinblick auf die Closed Ca- vity Fassade Wictec Modul Air gehe genau in die richtige Richtung, so Lars Anders. „Hier geht der Systemgeber bei Haftung und Ser- vice weit über das bekannte Maß hinaus und bleibt so ein kontinuierlicher Begleiter des Bauvorhabens. Das ist smart.“ Ein wichtiger Punkt sei auch, dass bei der Realisierung von adaptiven Fassadenkonzepten, nicht nur die Anspassung anWitterungseinflüsse gedacht, sondern auch sich verändernde Nutzungs- verhalten einbezogen werden, beispielsweise, wenn angesichts der steigenden Wohnungs- knappheit in Ballungsgebieten Gebäude zu Wohnraumumfunktioniert würden. Spiegeln- de Fassaden, die die Energie zurück in die Um- welt reflektieren sind nach seiner Einschätzung keine adaptiven Fassaden. „200 Euro proQua- dratmeter auszugeben, um die Energie wieder zurück in den Lebensraumzu reflektieren, das wird nicht die Lösung der Zukunft sein“, soAn- ders. Er prognostizierte eine Renaissance der Pfosten-Riegel-Fassade, weil man Verglasun- gen und Füllungen einfach austauschen könne. fliessende glasfassaden Prof. Dr.-Ing. Daniel Pfanner (Partner/Ge- schäftsleitung Bollinger+Grohmann) stell- te in seinem Vortrag die Möglichkeiten des „Fluid Flow Glazings“ vor. Die innovative Glasfassade wird seit einiger Zeit im Rah- men des internationalen Forschungsprojekts InDeWag mit mehreren Partnern entwickelt und umfassend getestet. Die Idee dahinter: Der Scheibenzwischenraum einer Isolier- verglasung wird quasi unsichtbar von einem Wasser-Glykol-Gemisch durchströmt. Daniel Pfanner: „Wir wollen mit dem Konzept einen maximalen Tageslichteintrag ins Gebäude und eine optimale Durchsicht erreichen, denn es ist kein konventioneller Sonnenschutz erfor- derlich. Darüber hinaus vermindern wir die Heiz- und Kühllasten imGebäudeinneren so, dass wir nahezu ein Nullenergiehaus-Niveau erreichen.“ Bei einem spanischen Partner der Die Beschattung der Al-Bahr-Türme, Headquarter des Abu Dhabi Invest- ment Council (Das Bild zeigt einen kleinen Aus- schnitt.), lehnt sich an ein traditonelles Beschattungssystem (Mashrabiya) der Region an, ist aber technisch hoch an- spruchsvoll. Das dynamische System passt sich der Bewegung der Sonne an. Foto: © Arup

RkJQdWJsaXNoZXIy MjU0Mjk=