Gebaeudehuelle 10/2020

27 GEBÄUDEHÜLLE 10.20 FASSADE des. Ein statisch durchdachter Vorteil für das Open Of- fice, denn so stören keine zusätzlichen Stützen die Har- monie und Ästhetik der flexiblen Räume. Die Tragwerks- planer von ATP haben damit eine seltene und zudem he- rausfordernde Bauweise gewählt. Bereits in der frühen Planungsphase mussten sie ein starkes Augenmerk auf Brandschutz, Kältebrücken und statische Bewegungen le- gen. Schließlich kann die Bozener Außentemperatur zwi- schen Sommer undWinter um bis zu 50 Grad schwanken. raumkonzept für flexibles arbeiten Durch die innovative Interpretation des Bebauungsplans sind auf einer Bruttogrundfläche von 986 m² Bürogrund- risse für jegliche Arbeitswelt und Typologie möglich. Dies war dem Markas-Chef Christoph Kasslatter, dessen Fir- ma mehr als 9.000Mitarbeiter beschäftigt, ein besonderes Anliegen. Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, be- zog ATP auf Wunsch des Bauherrn insbesondere die Mit- arbeiter des Unternehmens aktiv in den Planungsprozess mit ein. In internen Arbeitsgruppen wurden gemeinsam unterschiedlichste Aspekte der Gebäudenutzung entwi- ckelt – bis hin zur Gestaltung der verschiedenen Funk- tionszonen der Arbeitsplätze – und die sich daraus erge- benden Anforderungen definiert. behaglich und energieeffizient Für die Raumtemperierung haben sich die TGA-Ingeni- eure von ATP etwas Besonderes ausgedacht: die Kombi- nation von zonenweise umschaltbaren Niedertempera- tursystemen in Form von Heiz- und Kühldecken mit ei- ner kontrollierten mechanischen Lüftung, die über Bo- denauslässe und -konvektoren die konditionierte Luft bedarfsgerecht in die Räume einbringt. Dadurch und in Kombination mit einer Reihe weiterer Maßnahmen erfüllt das Gebäude die Kriterien des internationalen WELL-Zertifikats für Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Besonders effizient ist die Außenluft- ansaugung im Bereich der intensiv bepflanzten und ver- schatteten Außenanlagen mit Wasserbecken, wo deut- lich günstigere Luftansaugbedingungen herrschen als im Dachbereich. Die Kombination aus weiteren Energieeffi- zienzmaßnahmen mit dem Einsatz einer Wärmepumpe in der Nähe einer kompakten und optimierten Dachtech- nikzentrale ermöglichte die Erreichung der Klimahaus- A-Zertifizierung in Südtirol. Betrieb und Wartung der haustechnischen Anlagen werden durch CaFM (Compu- ter-aided Facility Management) in Verbindung mit dem digitalen Gebäudezwilling unterstützt. lichtdurchflutete innenräume Das spezielle Fassadenkonzept ermöglicht es, die Innen- räume mit Tageslicht zu fluten. Durch die 485 Fenster werden 58 Prozent der Nutzfläche mit einem Tageslicht- faktor von über 2,0 ausgeleuchtet. Für die weniger son- nigen Tage stattete Bartenbach das gesamte Haus mit Tu- nable-White LEDs aus, deren Lichtfarbe tageszeitabhän- gig dem natürlichen Lichtrhythmus angepasst wird. Auf den oberen Ebenen gibt es auch eine indirekte Nachtbe- leuchtung: Die Decken werden von unten nach innen auslaufend beleuchtet, was eine leichte und transparen- te Außenwirkung entstehen lässt. mit bim integral geplant Planrolle undMinenbleistift sind bei den Architekten und Ingenieuren von ATP längst passé. „Durch die Integrale Planung mit BIM eröffneten wir allen Projektbeteiligten die Möglichkeit, in Echtzeit auf sämtliche Planungsdoku- mente in einem gemeinsamen Datenmodell zuzugreifen – auch dem Bauherrn. Dadurch gelang es uns, die erfor- derliche Transparenz zu schaffen, die bei diesem unkon- ventionellen Projekt den gesamten Verlauf maßgeblich beschleunigte und wir die vorgegebenen Gesamtkosten einhalten konnten“, zieht Gesamtprojektleiter Hans Ko- tek Resümee. www.atp.ag Durch den Einsatz mo- dernster Technologien wie Building Informa- tion Modeling war das ATP-Team in der Lage, dem Auftraggeber Mar- kas schon in einer sehr frühen Phase tragfähige Entscheidungsgrund- lagen zu liefern und das künftige Gebäude über seinen digitalen Zwil- ling „erlebbar“ zu ma- chen. Ein Wasserbecken im offenen Erdgeschoss wertet die Atmosphäre im und um das Gebäude auf. Als Klimaregulator dient es der adiabaten Kühlung und verbessert den thermischen Kom- fort sowie die Luftquali- tät im Außenbereich. Foto: © ATP / Olaf Becker BIM-Plan: © ATP objekttafel Bauherr: Markas GmbH, Bozen, Italien Ort: Bozen, Italien Wettbewerb: 05/2016 Baubeginn: 01/2017 Fertigstellung: 02/2019 Bruttogrundfläche: 13.260 m 2 Bruttorauminhalt: 66.378 m 3 Integrale Planung: ATP architekten ingenieure (Innsbruck) Gesamtprojektleitung: Hans Kotek, Stefan Köl l Head of Design: Paul Ohnmacht Externe Planungspartner: KTB – Kauer Ingenieure GmbH, Bartenbach GmbH

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