Gebaeudehuelle 10/2020

26 gebäudehülle 10.20 fassade fassade innovative fassadenkonzepte im strengen korsett der städtebaulichen Vor- schriften mit den strikten Vorgaben des Bebauungsplans überzeugte die Entwurfsidee von ATP, die das erwartete Wachstum des international agierenden Dienstleistungs- unternehmens Markas berücksichtigte. Für ATP war klar, dass ein weithin einsehbares Grundstück mit direkter In- nenstadtanbindung, verbunden mit dem Wunsch nach städtebaulicher Eleganz, eine unkonventionelle Heran- gehensweise erfordern würde. In einem integralen Pla- nungsprozess entschied man sich für einen „Top-Down- Ansatz“, der den Bebauungsplan klug interpretiert. „Un- sere Grundidee war es, die maximal zulässige Bauhöhe von 40Metern sowie die insgesamt mögliche Kubatur im Entwurf mitzudenken, und trotzdem noch Kubaturres- sourcen für spätere Erweiterungen zu ermöglichen“, er- klärt Paul Ohnmacht, Head of Design bei ATP Innsbruck, das Konzept, mit demman 2016 den Realisierungswettbe- werb gewann. „Hätten wir einen konventionellen Tower in dieser Höhe für die derzeit zulässige Kubatur entwor- fen, wäre das Ergebnis ein zu schlanker Turmmit unwirt- schaftlichen Grundrissen gewesen.” Unter „Top-Down“ ist bei diesem Projekt tatsächlich eine Planung „von oben nach unten“ zu verstehen: Die Büro- und Arbeitsflächen starten in der aktuellen Ausbaustufe in etwa 20 Metern Höhe, im sechsten der zehn Obergeschosse, wobei eine Verdichtung nach unten zukünftig möglich ist. Auf ca. 14 Meter Höhe befindet sich ein offener, intensiv bepflanzter Grünraum – eine biologische Klimaanlage und Ruheoase – die demGebäude auf mehreren Ebenen eine einzigarti- ge Qualität gibt, erklärt ATP. Der üppig bepflanzte Gar- ten im vierten Obergeschoss ist über eine Wendeltrep- pe direkt mit dem darüberliegenden Kantinen- und Ca- feteriabereich verbunden. Der „hängende Garten“ wird zur Entspannung, aber auch für Arbeitstreffen genutzt. Der großzügige Vorplatz über den Parkflächen in den zwei Untergeschossen ist mit bis zu acht Meter hohen Eiben und Rotföhren bewaldet. Die Bäume ragen durch die Luftgeschosse des Gebäudes empor und bilden eine Symbiose mit der Architektur. Ein Wasserbecken wertet die Atmosphäre im und um das Gebäude zusätzlich auf und verschafft der dicht bebauten Gegend gleichzeitig Luft. Das Wasserbecken unterstützt aber nicht nur die Ästhetik, als Klimaregulator dient es der adiabaten Küh- lung und verbessert den thermischen Komfort sowie die Luftqualität im Außenbereich. massive fassadenstruktur bildet tragwerk Voraussetzung für das stützenfreie und damit äußerst flexible Open-Office-Konzept ist die V-förmige, massi- ve Fassadenstruktur, die in Kombination mit den zent- ralen technischen Erschließungstürmen das Tragwerk bildet. „Ein Hybrid aus Stahlbeton und eingegossener Stahlkonstruktion trägt an den Knotenpunkten das ge- samte Gebäude. Der SCC-Sichtbeton ist dunkel einge- färbt und setzt die prägende Fassadenstruktur in Kontrast zu den Putzoberflächen der tragenden Erschließungsker- ne und der vertikalen Begrünung mit Großbäumen und Rankpflanzen. Die Stahlschalung wurde eigens für diese Struktur angefertigt. Die innenarchitektonische Flexibi- lität bleibt mit Trennwandanschlüssen in jeder Fenster- achse gegeben, ein automatisierter Sonnenschutz sorgt für das perfekte Raumklima imGebäudeinneren“, erklärt Architekt Stefan Köll das Tragwerk des luftigen Gebäu- Luft nach unten Das neue Headquarter von Markas in Bozen wurde von ATP architekten ingenieure, Innsbruck integral mit BIM geplant und sticht durch seine aussergewöhnliche fassadenstruktur hervor. Eine weitere Besonderheit: Die nutzbare Bürofläche kann nach unten wachsen. Foto: © ATP / Olaf Becker o. Die V-förmige, mas- sive Fassadenstruktur bildet in Kombination mit den zentralen tech- nischen Erschließungs- türmen das Tragwerk des Gebäudes. Das er- möglicht eine freie Raumgestaltung ohne störende Stützen.

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