Gebaeudehuelle 4-2020
62 gebäudehülle 04.20 betrieb+praxis betrieb + praxis fachveranstaltungen wie bereits die Vorveranstaltungen der vergangenen Jahre war auch die „FASSADE 20“ wieder bis auf den letzten Platz des Ver- anstaltungsraums in der Augsburger Hand- werkskammer ausgebucht. Den Auftakt der Fachvorträge der renommierten Veranstal- tung machte Dipl.-Phys., Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Rudolf vom Fassadenbauer Gart- ner. Er berichtete über diverse internationale Fassadenprojekte und zeigte auf, dass bei vie- len Projekten, meist außerhalb Europas, noch immer das Erscheinungsbild von Gebäuden und nicht die größtmögliche Energieeffizi- enz imVordergrund steht. Ebenso berichtete Rudolf von unnötig hohem Aluminiumein- satz. Oft werde viel Aluminium verarbeitet, weil man seitens der Architekten bestimm- te Konstruktionen durchdrücken wolle, so der Fassadenspezialist. Da könne man deut- lich einsparen. „Als Fassadenbauer können wir allerdings nur wenig machen. Die Archi- tekten und Planer müssen die entscheiden- den Grundlagen zur Reduzierung des CO2- Footprints schaffen“, so Rudolfs Fazit. André Hempel, Regierungsdirektor im Bundesin- nenministerium, wies in seinen Ausführun- gen darauf hin, dass noch immer mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs in Deutsch- land auf den Gebäudebereich entfällt. Der Gebäudesektor habe zwar von 1990 bis 2018 seinen CO2-Ausstoß um 42 Prozent gesenkt, das reiche aber noch nicht aus. Darum gelte das Prinzip efficiency first: Wo immer öko- nomisch sinnvoll, würden vorrangig die Po- tenziale zur Senkung des Energieverbrauchs genutzt. Der verbleibende Energieverbrauch solle möglichst durch die direkte Nutzung von erneuerbaren Energien und die Kopp- lung verschiedener erneuerbarer Energie- systeme gedeckt werden. Bezüglich künftiger Anforderungen erklärte Hempel: „Ich denke, dass das Niveau von Effizienzhaus 55 ab 2023 Mindeststandard sein wird.“ Die Technolo- gieoffenheit werde aber weiter gegeben sein, so der Regierungsdirektor. bestand birgt grösstes einsparpotenzial Über den Wärmeschutz von Fenstern, Fas- saden und Anschlüssen informierte der un- ter anderem als Sachverständiger tätige Dr.- Ing. Claus Weller. Mit Blick auf den Trend zu immer größeren Glasflächen merkte er kri- tisch an: „Selbst, wenn das Glas gut ist, ist es immer noch schlechter als die Wand.“ Nach seiner Einschätzung liegt das größte Poten- zial zur Energieeinsparung imAustausch der Bestandsfenster. Insgesamt gebe es allein in Deutschland noch rund 260 Mio. Fenster, die ausgetauscht werden müssten, weil sie nur mit Einfachglas oder noch mit Isolier- glas ohne Wärmeschutzbeschichtung ausge- stattet seien. Prof. Dr.-Ing. Armin Schwab von der Uni Augsburg brachte Licht in die Vorgaben von Energieeinsparverordnung, Normen und Re- gelwerken und fokussierte sich dabei unter anderem auf die Anschlussfugen. In der Pra- xis gebe es hier unterschiedliche Auffassun- gen. Während eine Fraktion fordere, dass Fu- gen absolut dicht sein müssen, stellten andere Fachleute dies in Frage. Schwab forderte an- gesichts divergierender Ansätze die Verknüp- fung von gesetzlichen und normativen Vor- gaben und zeigte an Beispielen, dass man mit diesem Prinzip bei Fenstern und Vorhang- fassaden genau bemessen kann, wie viel Luft durch eine definierte Fuge geht. Schwab: „Ei- ne vollkommen dichte Fuge ist physikalisch nicht möglich.“ Sein Co-Referent Dipl.-Ing. (FH) M.Eng. Mattias Kratzmeier ergänzte in seinem Vortrag über Lüftungsanforderun- gen bei Gebäuden: „Für mich ist ganz wich- tig, dass man mit dem Bauherrn im Vorfeld die Bedürfnisse hinsichtlich der Lüftung be- spricht und die Punkte ins Pflichtenheft auf- nimmt.“ Auch die Planungsverantwortung Viel Potenzial bei der Energieeffizienz Unter dem Moto „Energieeffiziente Fassaden - Aktuelle Lösungen und Strategien für Künftige Klimaschutz-anforderungen“ führte die Hochschule Augsburg am 20. Februar ihre in der Branche hoch geschätzte Fassaden-Fachveranstaltung durch. Die von Prof. Dr. Elisa- beth Krön, Prof. Dr. Timo Schmidt, Prof. Manfred Schnell, Prof. Dr. Armin Schwab und Dipl.-Ing. (FH) Archi- tektin Sonja Schön konzipierte bzw. or- ganisierte Veranstal- tung kommt überaus gut an. Auch in die- sem Jahr füllten mehr als 200 Teilnemer den Veranstaltungsraum in der HwK Augsburg bis auf den letzten Platz.
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