Gebaeudehuelle 4-2020

50 gebäudehülle 04.20 glas+rahmen glas+rahmen fenster + türen gebäudehülle: Was ist Ihre Motivation, die Aufgabe als Institutsleiter des ift Rosen- heim zu übernehmen? lass: Das ift Rosenheim ist ein Institut mit einem sehr breiten Leistungsspektrum sowie einem hervorragenden nationalen und inter­ nationalen Netwerk. Es ist nicht nur Prüf- und Zertifizierungsstelle, sondern Impuls­ geber, Regelsetzer, Forscher und Ausbilder der Branche. Diese Expertise mit all meiner Energie und meinemWissen weiterzuentwi­ ckeln, ist für mich eine große Ehre. Jetzt müs­ sen wir Innovationen durch Forschung und Entwicklung fördern, um den sehr wichtigen Schritt zur Klimaneutralität und Nachhaltig­ keit der Gebäude zu gehen. gebäudehülle: Welche Erfahrungen brin- gen Sie in die neue Position mit? lass: In 36 Berufsjahren habe ich verschie­ denste Positionen in der Fenster- und Fas­ sadenbranche innegehabt, u.a. in einem Sys­ temhaus und bei verschiedenen Fenster- und Fassadenherstellern sowie 14 Jahre am ift Ro­ senheim. Im Institut konnte ich Kompeten­ zen in der Forschung, Prüfung, Güteüberwa­ chung, Normung und Zertifizierung aufbau­ en. In meiner Hochschulzeit habe ich mein Wissen durch diverse Forschungs- und Ab­ schlussarbeiten erweitert und gelernt, Men­ schen für Technik zu begeistern undNetzwer­ ke zu pflegen. Diese Erfahrungen waren sehr hilfreich, weil komplexe Aufgaben nur in in­ terdisziplinären Teams erfolgreich gelöst wer­ den können. Die Kontakte in die Hochschul­ landschaftwerde ich deshalb aufrecht erhalten und ausbauen, um durch gemeinsame For­ schungMehrwert für die Branche zu schaffen. gebäudehülle: Welche Ziele streben Sie für das ift Rosenheim in den nächsten Jahren an? lass: Um die gute Position des ift Rosenheim weiter auszubauen, müssen wir weiter wach­ sen, um in der globalisierten und digitalisier­ ten Welt zu bestehen. Die Branche unterstützt das ift Rosenheim nicht aus Tradition, son­ dern wegen innovativer Impulse und passen­ der Dienstleistungen. Ich denke, dass die ener­ getischen Anforderungen an die Bauelemente und an die Gebäudehülle steigen werden, um denKlimawandel zu bremsen oder gar zu stop­ pen. Dafür haben wir in Deutschland und im ift Rosenheim das Know-how, das wir nutzen müssen. Deshalb werde ich mich verstärkt der Forschungwidmen, umdie aktuellenProbleme in der Förderlandschaft zu überwinden. Denn kleinere, praxisorientierte Projekte werden kaum noch gefördert, und für große Verbund­ projekte braucht man entsprechende Finanz­ mittel für den 50-prozentigen Industrieanteil. Dies ist nur durch Kooperationen zu bewälti­ gen. Außerdemwill ich dieDigitalisierungwei­ ter forcieren. Das betrifftnicht nur denVertrieb und die Kommunikation, sondern auch Pro­ zessabläufe und den Ausbau digitaler Dienst­ leistungen. Das ift Rosenheim hat den großen Vorteil, dass wir Algorithmen nicht nur entwi­ ckeln, sondern durch eigene Prüfungen auch validieren können. „Wir müssen Ideen und Lösungen liefern“ Seit Jahresbeginn leitet Professor Jörn P. Lass das Institut für Fenstertechnik (ift Rosenheim). Im Interview mit Gebäudehülle erläutert er seine Motivation für die neue Aufgabe, vor welchen Herausforderungen das ift steht und wo er Entwicklungspotenzial bei Produkten sieht. gebäudehülle: Für die Top-Veranstaltung des ift, die Rosenheimer Fenstertage, wurde be- reits ein neues, moderneres Konzept angekün- digt. Muss sich die Branche auch auf neue We- ge der Zusammenarbeit mit dem ift einstellen? lass: Ja, das ist schon länger in Planung. Die Coronakrise wirkt hier wie ein Turbo. Deshalb haben wir die Rosenheimer Tür- und Tortage nicht abgesagt oder verschoben, sondern wer­ den diese am28.Mai als digitalenKongress ver­ anstalten (siehe Seite 65). Aus diesenErfahrun­ gen werden wir auch viel für die Rosenheimer Fenstertage lernen. Klar ist, dass wir für die ef­ fiziente Wissensvermittlung, Networking und denmenschlichen Austausch einen passenden Mix aus Online-Kommunikation und persön­ lichem Treffen entwickeln werden. gebäudehülle: Sie müssen sich nun in die Themen verschiedenster Normungsgremi- en einarbeiten. Können Fenster-, Türen- und Fassadenhersteller darauf hoffen, dass ange- sichts des bereits erreichten hohen Niveaus in Europa die „Normungsflut“ nicht weiter steigt? lass: Normung ist per se nichts Schlechtes, denn sie schafft gerade für mittelständische „Ich bin ein tech­ nikverliebter Mensch und habe große Freude daran, Pro­ dukte und Prozesse weiter zu verbessern oder durch disruptive Innovationen neue Wege zu begehen.“ Prof. Jörn P. Lass Foto: © ift Rosenheim

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