Gebaeudehuelle 4-2020

42 gebäudehülle 04.20 fassade fassade baustoffe die stärken und schwächen der ver­ schiedenen Dämmstoffe in ihrer Ökobilanz zu erkennen und dabei auch die anschließen­ de Entsorgung einzubeziehen, war das Ziel des Forschungsprojekts „Ganzheitliche Be­ wertung von verschiedenen Dämmstoffalter­ nativen“. Erarbeitet haben die Studie das Ins­ titut für Energie- und Umweltforschung Hei­ delberg, ifeu, und der internationale Verein natureplus e.V. Die finanzielle Unterstützung lag bei der Deutschen Bundesstiftung Um­ welt (dbu) und demUmweltministerium Ba­ den-Württemberg. Erstmals vorgestellt wur­ den die Ergebnisse unlängst auf dem Fach­ kongress BauZ! in Wien. Bewertet wurden die gängigsten Dämmstofftypen auf Basis mi­ neralischer, nachwachsender und syntheti­ scher Rohstoffe. Die Unterschiede im Wär­ medurchlass wurden durch die Umrech­ nung in entsprechende Dämmstoffstärken ausgeglichen. In Anrechnung kamen auch die Möglichkeiten einer stofflichen Verwer­ tung in anderen Produkten oder eine Rück­ führung in den Produktionskreislauf. Diese findet heute allerdings kaum statt. stand heute: nachwachsende rohstoffe vorn Geht man von der aktuellen Situation der Bauwirtschaft aus, schneiden laut Studie im Vergleich aller Dämmstofftypen die Holzfa­ ser-Einblasdämmung sowie Hanf- und Ju­ tematten wegen ihrer umweltfreundlichen Herstellung und geringen Umweltlasten in der Entsorgung am besten ab. Darauf folgen als zweite Wahl Zellulose-Einblasdämmstof­ fe, die heute ohne HBCD hergestellten Poly­ styrol-Platten (EPS) sowie Holzfasermatten und auf dem dritten Rang die meisten übri­ gen Dämmstoffe in Platten- und Mattenform (PU-, XPS-Platten, trocken produzierte Holz­ faserdämmplatten, Steinwolle-Platten, Glas­ wolle-Matten, Mineralschaumplatten). Am Ökobilanz für Dämmstoffe – das zweite Leben entscheidet Welche Dämmstoffe schonen die Umwelt langfristig am besten? Synthetische aus Erdöl, mineralische oder erneuerbare aus nachwachsenden Rohstoffen? Ein neues Forschungsprojekt gibt Aufschluss und weist den Weg in eine Kreislaufwirtschaft. schlechtesten schneiden in diesemVergleich wegen der hohen Energiemenge bei der Her­ stellung nass produzierte Holzfaserdämm­ platten und Schaumglasplatten ab. ausschliesslicher vergleich der ökobilanzen Der Vergleich basiert allein auf den Ökobi­ lanzdaten und berücksichtigt weder Schad­ stoff- undUmweltbelastungen etwa durchMi­ kroplastik, noch materialtypische Unterschie­ de wie Brennbarkeit, Feuchteresistenz oder Belastbarkeit. Bei Hanf- und Juteprodukten gilt die gute Bewertung, solange sie aus Rest­ biomasse bzw. sekundären Rohstoffen wie ge­ brauchten Kakaosäcken gefertigt werden. ökobilanz verbessert sich durch neue verwertungsverfahren Bei der Dämmung von Bauteilen, in de­ nen Dämmstoff-Platten verklebt werden (WDVS), liegen laut Studie beim heutigen Stand einer Entsorgung in der Müllverbren­ nung nachwachsende Rohstoffe fast gleichauf mit HBCD-freiem EPS. Erst wenn der Ein­ stieg in eine Kreislaufwirtschaft gelingt, er­ langen Dämmplatten aus EPS Vorteile. Vor­ aussetzung dafür ist, dass EPS stofflich ver­ wertet und wieder in die Produktion zurück­ geführt wird. Ein stoffliches Recycling geht allerdings nur mit Neuware, die seit einigen Jahren ohne das Flammschutzmittel HBCD hergestellt wird. Der Großteil des zukünfti­ gen Abfallaufkommens sind allerdings in frü­ heren Jahrzehnten verbaute EPS-Dämmstof­ fe, die mit HBCD belastet sind. Diese ließen sich mit dem vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV ent­ wickelten CreaSolV-Verfahren trennen und wiederverwerten. Diese Technik kommt der­ zeit allerdings nur als Demonstrationsanlage in kleinem Maßstab zur Anwendung. Angesichts der Komplexität der Materie legen ifeu und natureplus großenWert auf eine dif­ Foto: © Adobe Stock / Ingo Bartussek Voraussetzung für eine gute Ökobilanz von Dämmstoffen sind einfach trenn­ bare Konstruktio­ nen und der Ein­ stieg in eine Kreis­ laufwirtschaft, so das Ergebnis der neuen Studie von ifeu-Institut und natureplus.

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