Gebauedehuelle 12-2020

51 gebäudehülle 12.20 glas+rahmen glas+rahmen lüftungstechnik Das Thema Lüftung ist in der Corona- Pandemie brandaktuell. Welche techni- schen und physiologischen Zusammen- hänge es jenseits der Empfehlung „alle 20 Minuten lüften“ gibt, zeigen Untersu- chungen des Instituts für Fenstertech- nik (ift Rosenheim). Denn mit ein wenig Überlegung lassen sich genauere Vorga- ben für eine einfache Fensterlüftung z.B. in Klassenzimmern entwickeln. Hierbei werden Einflüsse wie Raumgröße, öffen- bare Fensterfläche, Öffnungsart, Raum- belegung oder Außentemperatur berück- sichtigt. Eine Einbeziehung der Nutzer bei der Ermittlung der Parameter erhöht die Akzeptanz der Lüftungsmaßnahmen. Neben der Lüftung ist aber auch die Pla- nung notwendiger Wartungs- und Sa- nierungsmaßnahmen für eine nachhal- tige Fensterlüftung in Schul- und öffent- lichen Bauten wichtig. Die ift-Richtlinie FE-16/2 „Einsatzempfehlungen für Fens- ter in Schulbauten“ gibt praktische Tipps für Planung und Betrieb. IFT-RICHTLINIE LÜFTEN IN SCHULBAUTEN Den ausführlichen Fachbeitrag des ift lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Gebäudehülle und schon jetzt auf unse- rer Website: www.gebaeudehuelle.net volumenströme auf das 1,2-fache der Flächen- anforderung begrenzt wurden. Bei dezentralen Lüftungssystemen, die als Einzelraum-Lüftungsgeräte definiert sind (auch alternierende Systeme), werden die erforderli- chen Volumenströme ausschließlich über die „Flächenformel“ bestimmt. Die Auslegung der Ablufträume erfolgt nachTabelle 16, die die not- wendigen raumweisen Abluftvolumenströme vorgibt. Die raumübergreifende Wirkung von Einzelraum-Lüftungsgeräten wird in der DIN 1946-6 durch die Aussage anerkannt, dass es energetisch sinnvoll sein kann, mit dem Lüf- tungsgerät mehr als einen Raum zu belüften. Dezentrale Lüftungsgeräte können dabei als Zu-/Abluftsysteme, aber auch als kombinier- te Systeme ausgelegt werden. gebäudehülle: Es gibt auch ein neues Ka- pitel… reich: Genau. Das Kapitel 9 über kombi- nierte Lüftungssysteme wurde komplett neu eingeführt. Es beschreibt verschiedene Kom- binationsmöglichkeiten zwischen freier und ventilatorgestützter Lüftung oder auch ver- schiedenen Kombinationen von ventilator- gestützten Lüftungssystemen. Aufgrund der vielen Kombinationsmöglichkeiten wird in der Norm eine grundsätzliche Herangehens- weise vorgeschlagen. Hierbei werden ver- schiedene Lüftungsbereiche definiert. Anhand der Kombinationen können sich getrennte oder überlagernde Lüftungsbereiche ergeben. Diese unterscheiden sich dadurch, ob eine Wechselwirkung zwischen den verschie- denen Lüftungssystemen vorliegt oder nicht. Je nachdemmuss dann die Auslegung entspre- chend der Systeme erfolgen. Außerdem wird die Hybridlüftung beschrieben, bei der zwei Lüftungssysteme zeitlich versetzt oder unter- stützend arbeiten. Das kann beispielsweise ein Ventilator im Lüftungsschacht sein, welcher nur eingeschaltet wird, wenn der thermische Auftrieb zu niedrig wird. gebäudehülle: Ist die neue DIN Ihrer Mei- nung nach näher an der Praxis als vorher? reich: Grundsätzlich denke ich schon. Sie gibt meinerMeinung nachmehr planerischen Spiel- raumals vorher.Man kann einfach abschätzen, ob eine lüftungstechnischeMaßnahme benötigt wird oder nicht. Undmit demKapitel zu kom- binierten Lüftungssystemen, Kapitel 9, können viele in der Praxis angewandte Kombinationen auch normativ beschrieben werden. Leider ge- hen die Anforderungen an die einzelnen Sys- teme meiner Ansicht nach zu weit auseinan- der. Auf der einen Seite erlaubt die Norm die Auslegung von freien Systemen zum Feuchte- schutz, zwingt aber andererseits ventilatorge- stützte Systeme immer zur Nennlüftung. Es kann also passieren, dass die Entschei- dung auf ein einfaches freies Lüftungssys- tem (wie z.B. Quer- und Schachtlüftung) fällt, welches nach den Vorgaben als normgerecht eingestuft wird, anstatt auf ein gegebenenfalls vereinfachtes, aber effizienteres ventilatorge- stütztes System mit Wärmerückgewinnung, das eben nicht die Kriterien zur Nennlüftung aufweisen kann, oder nur knapp darunter liegt. ImVergleich zu den freien Lüftungssys- temen sind ventilatorgestützte Systeme we- sentlich kontrollierter und besser planbar, au- ßerdem verringert sich der Anteil des Nut- zereingreifens deutlich. Das bedeutet mehr Komfort für den Bewohner, aber gleichzeitig auch mehr Sicherheit für denWerterhalt sei- nes Hauses. Außerdem ist eine venilatorge- stützte Lüftung eine zuverlässige Investition in eine gesunde Raumluftqualität. „Die neue DIN 1946-6 gibt meiner Meinung nach mehr planerischen Spielraum als vorher. Mit dem neuen Kapitel 9 zu kombi- nierten Lüftungssystemen können viele in der Praxis angewandte Kombinationen auch normativ beschrieben werden.“ Martin Reich, technischer Referent bei inVENTer Die ift-Richtlinie FE-16/2 gibt „Einsatzempfeh- lungen für Fenster in Schulbauten“. Foto: © ift Foto: © inVENTer

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