Gebaeudehuelle 11-2020

68 gebäudehülle 11.20 verbände verbände biv fachinfo damit werden Beschichtungen der Glas- oberfläche beschrieben, die eine Anhaftung von Schmutzpartikeln verhindern oder ver- ringern. Die Norm DIN EN 1096-5 spricht vom Selbstreinigungsverhalten beschichteter Glasoberflächen. Der Begriff selbstreinigen- de Beschichtung ist definiert als Beschichtung auf Glassubstraten, durch die imVergleich zu nicht behandeltemGlas eine saubere Oberflä- che erzielt oder erhalten werden kann. verunreinigungen In der Luft und im Niederschlag können sich Chemikalien, Staub und Partikel einlagern, die sich auf der Glasoberfläche absetzen. Zudem gibt es direkte Verschmutzungen z.B. durch Farbe oder Mörtel. Bei Schmutz im Innenbe- reich geht es eher um Kalkablagerungen und Gebrauchsspuren. In beiden Fällen ist zu un- terscheiden, inwieweit Schmutz am Glas an- haften kann oder wie Glas gereinigt werden kann. Letztendlich geht es um die Modellie- rung der Glasoberfläche, um die Anhaftung von Schmutzpartikeln zu beeinflussen. nachträgliches beschichten Seit den 80er Jahren gibt es die Möglichkeit, Polymer-Beschichtungen nachträglich auf- zutragen. Diese Beschichtungen sind aller- dings nicht dauerhaft witterungsbeständig und müssen regelmäßig aufgefrischt wer- den. Durch das Auftragen des Materials er- zielt man eine hydrophobe Glasoberfläche, die eine Bildung von Tropfen mit einer hohen Oberflächenspannung bewirken soll. Im Ideal- fall entstehen große Tropfen, die durch ihr Ge- wicht ablaufen. Kleine Tropfen und Kondensat haften weiterhin an der rauenOberfläche und trocknen ab. Diese Beschichtungen werden oft mit der Lotuspflanze verglichen, deren Blätter ebenfalls Wasser apperlen lassen. pyrolytische beschichtungen Ein weiteres Verfahren nutzt die hohe Tem- peratur während der Produktion von Float- glas, um eine dauerhafte Änderung der Ober- flächenstruktur mit Nanopartikeln aus Ti- tandioxid zu bewirken. Durch Bestrahlung mit UV-haltigem Sonnenlicht werden orga- nische Partikel, die auf der Oberfläche haften, zersetzt. Die Schmutzpartikel an der nun- mehr hydrophilen Glasoberfläche verlieren ihre Anhaftung und können mit fließendem Wasser abgetragen werden. Dieses Verfahren eignet sich insbesondere für Glasflächen, die dem Wetter mit Niederschlag und UV-Son- nenlicht ausgesetzt sind, so z.B. an Glasfas- saden, Wintergärten oder Vordächern. Dabei spült der Regen die Schmutzpartikel ab. Al- lerdings muss man beim Einsatz dieser Be- schichtung bedenken, dass die zum Innen- raum ausgerichteten Glasflächen der übli- chen Pflege bedürfen. Die veränderte Glas- oberfläche hat auch Auswirkungen auf das Beschlagverhalten der Außenseiten von hoch wärmegedämmtenMehrscheiben-Isolierglä- sern nach kalten Nächten. Aufgrund der hy- drophilen Oberfläche wird eher eine Durch- sicht ermöglicht, da sich lediglich ein Film bildet anstelle von Tropfen. Eine weitere pyrolytische Technologie kann trotz des fehlenden UV-haltigen Son- nenlichts inzwischen auch für Ganzglasdu- schen angewendet werden. Dabei wird al- lein die Eigenschaft der hydrophilen Ober- fläche genutzt. Nach der Floatglasproduktion wird beim Hersteller imMagnetron-Verfah- ren eine Metalloxid einseitig aufgesputtert. Das bearbeitete Glas (Zuschnitt, Kantenbe- arbeitung, Bohrungen, …) wird anschließend thermisch vorgespannt und erhält dabei eine dauerhafte, hydrophile Glasoberfläche. Kalk kann sich schlechter ablagern und wird stets während des Duschens von der Oberfläche abgespült. Im Vergleich zur unbehandelten Glasoberfläche können so Schmutzpartikel weniger an der Glasoberfläche anhaften. Die Außenseite der Ganzglasdusche benötigt wie bisher die übliche Pflege und Reinigung. ralph matthis Institut des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau e.V. Glas mit Selbstreinigungseffekt Es gibt einige Verfahren, die eine Pflege von Glasoberflächen erleichtern. Sie sorgen dafür, dass Schmutz schlechter anhaftet und Partikel sich einfacher ablösen. In Fach- kreisen spricht man von Leichtpflegeglas oder schmutzabweisenden Oberflächen. Bei Gläsern mit photo- katalytischer und hy­ drophiler Beschichtung sorgt die natürliche kombinierte Wirkung von Sonne und Regen dafür, dass organischer Schmutz durch UV- Strahlung zersetzt und beim nächsten Regen- guss abgespült wird. Durch diesen Selbst- reinigungseffekt wird der Reinigungsauf- wand deutlich vermin- dert. Foto: © Vössing BERICHTIGUNG In der Gebäudehülle-Ausgabe 10/2020 ist uns im Artikel „Bodentiefe Verglasungen“ auf Seite 69 leider ein Fehler unterlaufen. In der Bild- unterzeile heißt es irrtümlich: „Seit der Novel- lierung der `Verglasungsnorm` DIN 18008, Teil 1 und 2 müssen frei zugängliche bodentiefe Ver- glasungen mit Sicherheitsglas ausgeführt wer- den.“ Die korrekte Bildunterzeile lautet: „Auch solche Verglasungen finden immer mehr Einzug in das Eigenheim. Hier empfiehlt es sich, den Kunden gezielt auf die Verwendung von Si- cherheitsglas zu beraten und solches auch vor- ranging anzubieten.“ Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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