Gebaeudehuelle 11-2020

31 gebäudehülle 11.20 fassade - gute Verarbeitbarkeit infolge großen plastischen Verformungsvermögens - gute Schweißeignung - Korrosionsbeständigkeit gegen viele Medien (chemische Beständigkeit) - dekorative Wirkung der Oberfläche - unmagnetisches Verhalten - Nichtbrennbarkeit (A1, organisch beschichtet A2) - hohes Reflexionsvermögen (Sonnen- schutzindustrie) - Nichtgiftigkeit (glatte porenfreie Ober- fläche) - Dampfdichtigkeit (bereits ab einer Materi- aldicke von 0,65 mm) - hohe elektrische Leitfähigkeit einfluss auf den fassadenbau Mit der Entdeckung des Bauxits als Rohstoff für die Aluminiumgewinnung und dem 68 Jahre später entwickelten Bayer-Verfahren zur Optimierung der industriellen Gewin- nung von Aluminium wurde nicht nur der Meilenstein für die Entwicklung der Vor- hangfassaden (CurtainWall) gelegt, sondern auch für die moderne Architektur. Die Paten- te zur großtechnischen Gewinnung des Alu- miniums wurden erst 1886 erteilt. Etwa zehn Jahre später konnte bei der Kirche San Gio- acchino in Rom das erste Dach mit Alumini- um gedeckt werden. Aufgrund seiner günsti- gen Eigenschaften wurde das Edelmetall An- fang des 20. Jahrhunderts zunächst in die Luftfahrtindustrie eingeführt. In den USA kam das Leichtmetall bereits in den 1930er Jahren vermehrt im Fassadenbau zum Ein- satz, um die tragenden Konstruktionen der Wolkenkratzer zu entlasten. Das Rockefel- ler Center wurde mit 22.000 Aluminium- Tafeln verkleidet, die zu einer Gewichtsre- duzierung von 3.000 Tonnen geführt haben sollen. Das Empire State Building wurde 1935 als weltweit erstes Gebäude mit anodisierten Alu-Gussplatten verkleidet. Mit der weltweit industriellen Einführung wurde jedoch erst ab den 1950er Jahren begonnen. Ab diesem Zeitpunkt wurde Aluminium günstiger und im Preiswettbewerb konkurrenzfähig mit anderen Werkstoffen. Die Erzeugung und der Verbrauch von Aluminium sind seitdem durch eine expansive Entwicklung gekenn- zeichnet. Der Fassadensektor als Hauptab- nehmer des Aluminiums in der Baubranche stellte ein lukratives Geschäft für die Alumi- niumhersteller dar. Der Aluminium-Gigant Alcoa Inc. (Aluminum Company of Ameri- ca) übernahm zu diesem Zeitpunkt den US- amerikanischen Fassadenbaugiganten Cup- ples. Durch den Einsatz von Aluminium im Fassadenbau konnten zahlreiche Architek- turikonen realisiert werden. Alleine bei der Fassade des John Hacock Centers in Chica- go wurden in den 1960er Jahren 1.100 Ton- nen Aluminium verbaut. anwendungsgebiete im fassadenbau Grundsätzlich sind für den Fassadenbau zwei Einsatzgebiete hervorzuheben: - Fassaden- / Fensterprofile aus strangge- presstem Aluminium: Die Presswerke er- halten das Aluminium in Form von Press- barren / Pressbolzen zum Pressen von end- gültigen Profilen mit unterschiedlichsten Querschnitten. Hierbei werden alle not- wendigen Funktionen zur Aufnahme von Dichtungen, Beschlägen, Verbindern und Schraubkanälen in einem Vorgang reali- siert. - Wetterschalen (Fassadenverkleidungen) aus gewalztem Aluminium: Die Walzwerke er- halten das Aluminium in Form von Walz- barren, die durch den Walzvorgang zu Ble- chen in unterschiedlichen Dicken gewalzt werden. Ein drittes Einsatzgebiet sind die Alumini- umgussprodukte, die heute weniger einge- setzt werden. Ihren Höhepunkt hatten die Fassadentafeln aus Aluminiumguss in den 1960er und 1970er Jahren. beim konstruieren zu beachten - zwängungsfreie Lagerung (Möglichkeit zur Längenausdehnung) - Geeignete Maßnahmen gegen verschie- dene Korrosionsarten - Bimetall-Effekt bei thermisch getrenn- ten Verbundprofilen - begrenzte Tragfähigkeit der äußeren Schale bei thermisch getrennten Verbund- profilen (z.B. Aufnahme von zusätzlichen Lasten durch Prallscheiben) - Abmessungen und Mindestmengen beim Pressen von Sonderprofilen fazit Die Aluminiumproduktion benötigt zwar ei- ne große Menge an Primärenergie. Gleichzei- tig bietet jedoch der Werkstoff bei einer ganz- heitlichen Betrachtung sehr viele Potenziale, die den nachhaltigen Umgang mit den vor- handenen Ressourcen begünstigen. Alumini- umwird aufgrund seiner Eigenschaften auch in Zukunft der zentrale Werkstoff des Fassa- denbaus bleiben. Ein Ersatzwerkstoff mit we- niger Primärenergieverbrauch wäre theore- tisch denkbar, musste aber erst entdeckt bzw. erfunden werden. Stranggepresste Aluminiumprofile in schier un- überschaubarer Vielfalt sind die Grundlage für moderne Fassaden mit ganz individuellen Er- scheinungsbildern und Leistungsmerkmalen. Foto: © Vössing der autor Dipl.-Ing. Karan Dja- laei ist Gründer des auf Fassadentechnik spezialisierten Büros KD Fassadenplanung. Er berät als Fassa- denplaner private Investoren, Projekt- entwickler, Architek- ten, Generalunter- nehmer, Fassaden- bauer und die öf- fentliche Hand in allen Fragen rund um die Gebäudehülle. Ein Lehrauftrag für Fas- sadentechnologie an der TH Köln sowie Fach- veröffentlichungen und -vorträge gehören zu seiner nebenberuflichen Tätigkeit. www.kd-fassadenplanung.de Foto: © KD Fassadenplanung

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