Gebaeudehuelle 11-2020

26 GEBÄUDEHÜLLE 11.20 FASSADE fassade beton, keramik, naturstein die stadtbibliothek stellt ein gelungenes Beispiel für die Fortsetzung der Schule der Vorarlberger Bau- künstler dar, die in den 1960er Jahren die Attribute so- zial, erschwinglich, ressourcenschonend und regional in ihren Fokus stellten. Der aus einem Wettbewerbserfolg hervorgegangene Neubau bietet mit einer Gesamtnutz- fläche von 1.170 Quadratmetern ausreichend Platz für die fast 50.000 Medien, aufgeteilt auf drei Ebenen. Über die Gebäudeform sollte ein Bezug zur näheren Umgebung hergestellt werden. Viele Schulen und Spielplätze cha- rakterisieren den Bezirk. Daher wählte man eine spiele- rische, freundliche Architektur, die sich sowohl von den rechtwinklingen Baustrukturen der Innenstadt abhebt als auch einen Identifikationspunkt für die Kinder und Fami- lien schafft. Entstanden ist nach nur anderthalbjähriger Bauzeit ein freigeformter Pavillon aus vier verbundenen Parabeln in Stahlbetonbauweise mit einer zweischaligen Fassade. Während die Innenseite aus raumhohen, in Fä- chern angebrachten Holz-Alu-Fenstern besteht, dient die äußere Fassade auch als Sonnenschutz. Realisiert wurde die von Thomas Mennel (gbd group) geplante semitransparente Gebäudehülle mit insgesamt 7.714 länglichen Keramikbaguettes der in Marklkofen, nordöstlich von München ansässigen Moeding Keramik- fassaden GmbH in der Größe 120 x 60 Zentimeter. Ihr rechteckiges Format, die vertikale und schräge Anord- nung sowie das gebrochene Weiß und die pergament- artige Struktur rekonstruieren dabei Format und Schrift von Büchern. Zur Befestigung dienen spezielle Tragpro- file auf einer systemspezifisch gebogenen Stahlunterkon- struktion, die eine schnelle und einfache Montage und ei- nen späteren Austausch rund um das Gebäude ermögli- chen. Ein Kriterium für die Wahl der Keramikbaguettes war neben dem eines recyclebaren Fassadensystems auch der Anspruch der Architekten – getreu des Vorarlberger Bauschulen Leitbilds – einen möglichst nachhaltigen und langlebigen Baustoff zu verwenden. Den Farbton und die Struktur definierten sie dabei inmehreren Bemusterungs- durchläufen, bevor die schadstofffreie Glasur inMarklko- fen hergestellt wurde. Christian Schmölz betont, dass „die Keramikelemente dank des Materials aus Ton und Lehm auch die hervorragende Eigenschaftmitbringen, natürlich zu verwittern und dadurch in einen wunderbaren Dialog mit der Natur treten.“ www.moeding.de Buch an Buch Die von den Architekten Christian Schmoelz und Dietrich | Untertrifaller realisierte neue Stadtbibliothek von Dornbirn bildet an ihrer Fassade mit lang- formatigen Keramikbaguettes der Firma Moeding in Abstrakter Weise Bücher ab. o. Die spielerische, freundliche Architektur hebt sich von den rechtwinklingen Bau- strukturen der Innen- stadt ab und schafft ei- nen Identifikations- punkt für Kinder und Familien. An der Innenseite der zweischaligen Fassade befinden sich in Fächern angebrachte, raumhohe Holz-Alu-Fenster. Die Wartung des Fassaden- zwischenraums, Reini- gung und Austausch erfolgt über ein umlau- fendes, schienenge- führtes Fassadenkran- bahnsystem. l. Die vor den Fenstern montierten langfor- matigen, hohlen Kera- mikbaguettes bieten Sonnenschutz und sor- gen im Innenraum für interessante Licht- und Schattenspiele. Fotos: © Stefan Müller-Naumann

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