Gebaeudehuelle 9-2020
66 gebäudehülle 09.20 verbände verbände biv fachinfo Die Klotzung – unscheinbar, aber entscheidend Die Klotzung von Verglasungen ist entscheidend für die Funktionstüchtigkeit von Fenstern, Türen, Ganzglasanlagen und Glasfassaden. welche Klotzarten Wie und wo platziert werden, ist eine planerische Aufgabe. klötze besitzen unterschiedliche Funk- tionen. Über den Trageklotz werden das Ei- gengewicht und die druckdiagonalen Kräfte für die Aussteifung des Flügels abgetragen. Über den Distanzklotz werden die Abstände zwischen Rahmen und Verglasung gesichert. Für Transport und Montage können weitere Klötze gesetzt werden, die nach dem Einset- zen in das Bauwerk wieder entfernt werden können. Der Dampfdruckausgleich im frei- en Falzraum muss stets gewährleistet sein. Die Verwendung von Klotzbrücken und zu- sätzliche Öffnungen aus Rundlöchern oder Schlitzen im Rahmen verhindern ständige Feuchtigkeit und ermöglichen den Dampf- druckausgleich. Das verwendete Klotzmate- rial muss alterungsbeständig, dauerdruck- stabil und materialverträglich sein, und die Klötze dürfen nicht direkt an der Glaskan- te positioniert werden. Sie werden parallel zur Verglasung gesetzt und sind idealerwei- se geringfügig breiter als die Verglasung. Die Standkanten der Verglasung sollen mit der maximalen Fläche auf dem Klotz aufliegen. standkante Üblicherweise werdenMehrscheiben-Isolier- gläser (MIG) mit einer unbearbeiteten, ge- schnittenen Kante geliefert, die sowohl einen Überbruch oder Unterbruch aufweisen darf. Bei den gängigen Formaten ist das gebräuch- lich. Bei großen Formaten birgt dies aller- dings die Gefahr der Entstehung von Flin- sen und Einläufen beimAufsetzen, Anheben oder Verschieben. Eine Lösungsmöglichkeit ist, die Standkante an der Verglasung zu de- finieren und mit dem Hersteller gesondert die Qualität einer geschliffenen Kante (KGN) oder einer polierten Kante (KPO) zu verein- baren. Auch sollten die einzelnen Scheiben eines MIG sowie auch die VSG-Kanten ohne Versatz ausgeführt sein, damit eine möglichst gleichmäßige Lastabtragung aller Scheiben auf den Klotz ermöglicht wird. material Gefordert wird für das Klotzmaterial eine Druckfestigkeit von mindestens 5 N/mm². Gerade bei Kunststoffen können sich die Eigenschaften bei hohen Temperaturen im Falzraum stark verändern.( 1 ) Für besonders schwere Fälle gibt es auf dem Markt Kunst- stoffklötze mit Edelstahleinlage, die nach An- gaben des Herstellers selbst bei einer Tempe- ratur von 80°C eine Bruchlast von 902 kg je Klotz aufnehmen könnten.( 2 ) Höhere Trag- lasten können über die Verwendung anderer Werkstoffe erreicht werden, so zum Beispiel besitzt Polyoxymethylen (POM) hohe Festig- keit, Härte und Steifigkeit mit einem Elastizi- tätsmodul von ca. 3200MPA auch über 80°C. POM kann trotz der Härte in direktem Kon- takt mit Glas verwendet werden. Weiterhin gibt es Elastomere in Form von Rohware und Profilen mit einer Druckfestigkeit über 20 N/ mm², die projektbezogen bearbeitet und vor- bereitet werden können.( 3 ) Möglich sind auch flüssige Verklotzungen, die nach Ausrichtung der Scheibe zusätzlich als Zwischenmaterial eingebracht werden können.( 4 ) ausführung Um höhere Lasten der Verglasungen über die Klotzung aufnehmen zu können, gilt auch eine Doppelklotzung als bewährtes Mittel. Weitere besondere Anforderungen an die Klotzung entstehen zum Beispiel durch ei- ne Verkabelung bei schaltbaren Gläsern oder integrierten Sicherheitsschleifen. Für Brand- schutzverglasungen sind Material und Klot- zung vom Systemgeber vorbestimmt und Be- standteil der Zulassung. Für gebogene Schei- ben, Sonderformen und Modellscheiben ist die Positionierung der Klötze ebenfalls ge- sondert zu bestimmen. normen und regelwerke Die Grundlage für die Verklotzung von Glas- scheiben bildet die europäische Norm DIN EN 12488 „Empfehlungen für die Verglasung – Verglasungsgrundlagen für vertikale und geneigte Verglasung“ in der Ausgabe von No- vember 2016. Darauf aufbauend gilt für eine funktionstüchtige Klotzung die Technische Richtlinie des Glaserhandwerks TR 3 „Klot- zung von Verglasungseinheiten“. Speziell zum Thema Schwerlastverklotzung, Einbau und Montage von großflächigen Verglasungen wird in Kürze die Technische Richtlinie des Glaserhandwerks TR 26 „Großflächige Ver- glasungen“ veröffentlicht. ralph matthis quellen 1) Detaillierte Angaben zur Druckfestigkeit in Abhängig der Temperatur bietet die Fa. Roto-Frank und ermöglicht somit die Planung der Klotzung. 2) z. B. Das Produkt GL-UKS von Roto-Frank, Leinfelden-Echterdingen. 3) z. B. Compactlager der Firma Calenberg, Salzhemmendorf. 4) z. B. Hilti-Hit der Firma Hilti, Schaan (FL). l. Ein ideales Kanten- und Klotzbild einer MIG-Verglasung r. Links ein Versatz beim VSG. Die mittlere Scheibe steht nicht auf dem Klotz und wird nur über den Randverbund gehalten. Rechts eine Schnittkante mit Unterbruch. Foto: © Matthis
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