Gebaeudehuelle 4-2021
36 gebäudehülle 04.21 fassade fassade dämmstoffe Abgespeckte Gebäudehülle An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig werden neue Materialien erforscht, die Gebäude nachhaltiger machen und Ressourcen schonen sollen. Carbonbeton und zwei neue Dämmstoffe von BASF ermöglichen beispielsweise die Realisierung von deutlich dünneren Aussenwänden. in der einsteinstrasse in Dresden ent- steht aktuell ein Haus, das einen Einblick ins Bauen der Zukunft ermöglicht: der Cube. Die Wände sind nur 27 Zentimeter dick – rund ein Drittel dünner als konventionelle Wän- de. Ermöglicht wird dieser technische Fort- schritt durch eine Sandwichkonstruktion aus Carbonbeton und zwei neuen Dämmstoffen – Slentite und Slentex. Bei den beiden von BASF entwickelten Hochleistungsdämmstof- fen handelt es sich um sogenannte Aerogele. Sie bestehen zum Großteil aus Luft, einge- schlossen in winzige Poren in einem Mate- rial auf mineralischer Basis (Slentex) bezie- hungsweise auf Polyurethan-Basis (Slenti- te). Die neuartige Wandkonstruktion führt zu einer effizienteren Flächenausnutzung von Bauland, spart Ressourcen wie Sand und Ze- ment, hat eine deutlich bessere CO 2 -Bilanz und einen ebenso hohen Wohnkomfort wie herkömmliche Verfahren. Das belegen die Analysen der Forschungsgruppe Nachhalti- ges Bauen an der HTWK Leipzig. Die ersten Wände für den Cube wurden bereits im Be- tonwerk Oschatz hergestellt. hohes dämmvermögen Die Besonderheit von Slentite und Slentex liegt in ihrer porösen Struktur. Umso klei- ner die Poren, desto mehr werden die da rin eingeschlossenen Luftmoleküle in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dadurch wird die Wärmeübertragung stark reduziert. Durch die ausgesprochen gute Wärmedäm- mung benötigen die neuen Dämmstoffe nur halb so viel Raum wie herkömmliche Bau- stoffe. Slentite und Slentex eignen sich her- vorragend für Bereiche, in denen konventi- onelle Dämmstoffe nicht eingesetzt werden können. Doch bevor neue Materialien in Deutschland regulär in Bauprojekten einge- setzt werden können, müssen Handhabung, Einsatzgebiete und Grenzen ausführlich un- tersucht und dokumentiert werden – im bes- ten Fall anhand von konkreten Pilotprojek- Foto: © Mario Stelzmann / HTWK Leipzig ten. Mit dieser Begleitforschung hat BASF die Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen an der HTWK Leipzig beauftragt. „Wir ha- ben alle Kennwerte erhoben und umfang- reiche Erfahrungen im Umgang mit den Dämmstoffen gesammelt, die für die Pla- nung von Projekten unter Einsatz der neu- en Baustoffe nötig sind. Dabei konnten bei- spielhaft folgende Fragen beantwortet wer- den: Mit welchen Werkzeugen können die Dämmstoffe verarbeitet werden? In welchen Fällen ist der Einsatz nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich lohnend? Wie sehen konstruktive Detaillösungen aus, wel- che über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes sicher funktionieren?“, berichtet Alexander Kahnt von der Forschungsgrup- pe Nachhaltiges Bauen. simulation und validierung Um denWärme- und Feuchtigkeitsaustausch im Material unter verschiedenen Bedingun- gen zu untersuchen, nutzen dieWissenschaft- ler:innen computerunterstützte Simulations- programme. In den HTWK-eigenen Laboren erfolgen dann umfangreiche Validierungs- prüfungen. Beim Bauen wird derzeit am häu- figsten Stahlbeton verwendet. Dabei schützt das alkalische Milieu des Betons den Stahl vor Korrosion. Eine Carbonbewehrung kann hin- gegen nicht rosten – bei Carbonbeton kann die nötige Betonschicht deshalb um bis zu 80 Prozent dünner sein. Seit 2014 arbeiten die HTWK Leipzig sowie mehr als 160 weitere Wissenschaftseinrichtungen und Unterneh- men gemeinsam an der Markteinführung von Carbonbeton. Dafür wurde das Forschungs- konsortium „C³ – Carbon Concrete Compo- site“ bereits mit dem Rohstoffeffizienzpreis, demDeutschen Umweltpreis und zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet. www.ifb.htwk-leipzig.de www.slentite.de www.slentex.de Die ersten Wände aus Carbonbeton mit Slen- tex-Dämmung wurden bereits im Betonwerk Oschatz hergestellt. cube soll vorzüge belegen Der 220 Quadratmeter große Cube in Dresden ist das Ergebnishaus des Forschungsprojekts C³. Das futuristische Labor-und Ausstellungsge- bäude soll all die Vorzüge von Carbonbeton aufzeigen. Grundsteinlegung war im März 2020, bis zum Sommer 2022 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Das gesamte Objekt wird mit Messtechnik ausgestattet und nach der Inbe- triebnahme von der Forschungsgruppe Nach- haltiges Bauen in einem Monitoring hinsicht- lich bauphysikalischer Eigenschaften unter- sucht.
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