Gebäudehülle 3/2020
90 gebäudehülle 03.20 glas+rahmen glas+rahmen u-wert isolierglas der anteil von glas in den Fassaden mo- derner Gebäude, ganz gleich, ob es sich dabei umBürogebäude, anderweitig gewerblich ge- nutzte Gebäude oder Ein- und/oder Mehrfa- milienhäuser handelt, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Mit dem groß- flächigen Einsatz von Gläsern hat die Archi- tektur Akzente gesetzt, die von den Nutzern der Gebäude sowohl aus ästhetischen Grün- den als auch aus demGrund, mehr Tageslicht in die Gebäude hineinzulassen, gerne ange- nommen wurden. Isoliergläser mit Einzelglä- sern aus ESG und/oder TVG in den Fassaden solcher Gebäude kommen aus statischen und funktionalen Gründen ebenfalls immer häu- figer zur Anwendung. Dass es bei solchen Iso- liergläsern mitunter optische Probleme geben kann, zeigen die beiden Bilder auf dieser Sei- te. Durch die Fertigungstoleranzen bei ESG und/oder TVG kommt es unter anderem als Folge der zulässigen generellen Verwerfun- gen der Einzelgläser (siehe Tabelle 1) und der Klimalasten nach DIN 18008-2 sowohl in der Außenansicht (siehe Bild 1) als auch in der Durchsicht (siehe Bild 2) zu unerwünschten optischen Verzerrungen. Neben den in den beiden Bildern gezeigten optischen Aspek- ten stellt sich dabei natürlich auch die Frage nach den Auswirkungen der nach den ent- sprechenden Normen zulässigen Fertigungs- toleranzen auf die Funktionswerte vonMehr- scheiben-Isoliergläsern. Fertigungstoleranzen beeinflussen U G -Wert Dies sind zum Beispiel die Toleran- zen für die generellen Verwerfungen von ESG- und/oder TVG-Einzelscheiben von Zweifach- und Dreifach-Isolierglas so- wie bei gebogenem Mehrscheibenisolier- glas die Fertigungstoleranzen in der Kon- turtreue der Einzelscheiben, die jeweils die Scheibenzwischenraumbreite(n) maßgeb- lich beeinflussen können und somit unter Umständen Einfluss auf den U g -Wert der Isoliergläser nehmen. Hinzu kommen noch die Dickentoleranzen im Randbereich der Isolierglaseinheit. Dies ist Thema der nach- folgenden Betrachtung, bei der die infolge von Klimalasten bei Isoliergläsern auftre- tenden Verformungen der Einzelscheiben und deren Auswirkungen auf die Scheiben- zwischenraumbreiten wegen deren Abhän- gigkeit von der jeweils aktuellen und sich ständig ändernden Wetterlage (Temperatur und Luftdruck) bewusst nicht berücksich- tigt werden. In EN 1279-1 werden unter Punkt 5.2 Glas- scheiben/Komponenten die hier behandel- ten Halbzeuge aufgeführt und relevante Nor- men genannt. Hierbei findet man unter Punkt 5.2.4 vorgespanntes Glas, unter 5.2.5 ther- misch vorgespanntes Sicherheitsglas, unter 5.2.7 beschichtetes Glas und unter 5.2.9 ge- bogenes Glas, wobei bei gebogenemGlas auf ISO 11485 (alle maßgebenden Teile) verwie- sen wird. Aus den diesen Glaserzeugnissen zugeordneten Normen ergeben sich die Tole- ranzen für die generellen Verwerfungen von ESG (EN 12150-1) und TVG (EN 1863-1) sowie für die Konturtreue von gebogenen Gläsern (ISO 11485-2) wie im Folgenden beschrieben. toleranzen für die konturtreue ΔP C von gebogenen einfachgläsern (iso 11485-2) Die Toleranz ΔP C für die Konturtreue von gebogenem Einfachglas ergibt sich nach ISO 11485-2 für Glasdicken ≤ 10 mm zu zwei Drit- Bild 2: Extreme optische Verzerrungen in der Durchsicht von in- nen nach außen. Bild 1: Extreme Reflexions- verzerrungen in der Außenansicht. Fertigungstoleranzen und generelle Verwerfungen bei gehärteten Gläsern haben Auswirkungen auf die U-Werte von Isolierverglasungen. Doch wie gross sind die Differenzen bei den U G -WErten von Mehrscheiben-Isos aus ESG und/oder VSG oder gebogenen Mehrscheiben-Isoliergläsern zu den nach EN 673 ermittelten werten? Fotos: © Dr.-Ing. Herbert Schreiner
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