Gebäudehülle 3/2020
78 GEBÄUDEHÜLLE 03.20 FASSADE gebäudehülle: Und wenn die Wärme erst einmal im Innenraum ist …? köster: Sonnenlicht ist kurzwellige Strah- lung ohne langwellige Wärmeanteile im Strahlenspektrum. Der Weltraum hat -275° Celsius. Wärme entsteht durch Energiewand- lung der kurzwelligen in langwellige Strah- lung, d. h. durch Absorption. Die Intelligenz der Tageslichtumlenksysteme besteht darin, die Sonne in den Himmel zurückzureflektie- ren, ohne die Strahlung zu absorbieren. Dies gelingt einerseits mit hochwertigen Reflekto- ren und andererseits durch ganz spezifische Lamellengeometrien mit spiegelnden Ober- flächen, die gewährleisten, dass die Sonne mit einer einzigen Reflexion wieder nach außen reflektiert wird. Stichwort: Monoreflektivität. gebäudehülle: Welche g-Werte können mit der Technologie realisiert werden? köster: Dies ist primär abhängig von der äu- ßeren Verglasung und von der Position der Lamellen, z.B. hinter einer Prallscheibe in einer geschlossenen Kavität, im Isolierglas oder im Innenraum hinter einer Zwei- oder Dreischeibenverglasung. Mit einer Oberflä- chenreflexion von 96 Prozent der Lamellen erreicht man mit den Behängen in einer ge- schlossenen Kavität hinter einer Prallschei- l. Lichtführung bei fixier- ter Anordnung der Licht- lenklamellen mit opti- mierter Durchsicht bei blendfreiem Arbeitsplatz bei niedrigem Sonnen- stand im Winter. r. Lichtführung bei fixier- ter Anordnung der Licht- lenklamellen mit opti- mierter Durchsicht bei blendfreiem Arbeitsplatz bei hohem Sonnenstand im Sommer. be und einer Zwei- oder Dreifach-Wärme- schutzverglasung auf der Innenraumseite g-Werte zwischen 0,05 und 0,07 ohne Son- nenschutzschicht. Bei Anordnung der Jalou- sien im Innenraum empfehlen wir ein farb- neutrales Sonnenschutzglas z. B. Typ 66/32. Mit solchen Verglasungen lassen sich g-Werte von 0,1 bei offener Jalousie und hoher Som- mersonne erzielen. gebäudehülle: Und wie schaffen Sie es, die Innenräume gleichzeitig bis in große Raumtie- fen auszuleuchten? köster: Ich habe das Prinzip der bifokalen Lamellen entwickelt (siehe Abbildung nächs- te Seite unten). Diese verfügen über min- destens zwei Teilstücke: ein erstes Teilstück, das das auftreffende Sonnenlicht nach außen lenkt und ein zweites Teilstück, das das einfal- lende Licht nach innen lenkt. Solche dicho- metrischen Lamellenstrukturen lassen sich im unteren Fensterbereich einsetzen, um die hohe Sommersonne komplett auszublenden. Diffuses Licht und flache Sonne jedoch wird steil und für den Nutzer blendfrei an die In- nenraumdecke gelenkt. Im oberen Behang- bereich werden die Lamellen um eine verti- kale Achse um 180° gedreht und lenken dann ZenitlichtindieInnenraumtiefe.Damiterhältein Beispiel Neubau BAM Contractors, Zettel Oost, Belgien: In der Innen- und Außenansicht sind die Lamellen kaum er- kennbar. Eine sehr gute Durchsicht ist trotz Son- nenschutzfunktion ge- währleistet. o. Lichteinlenkung von Zenitstrahlen im oberen Fensterbereich. u. Lichtauslenkung der überhitzenden Sommerson- ne im unteren Fensterbereich. Blendfreie Lichtum- lenkung diffuser Strahlung an die Decke. Fotos: © Köster Lichtplanung Fotos: © Köster Lichtplanung Fotos: © Köster Lichtplanung
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