Gebäudehülle 2/2020
54 gebäudehülle 02.20 glas+rahmen glas+rahmen produktionstechnik den kern des konsortiums bilden der Lasersystemhersteller Coherent Munich so- wie Flabeg, der Produzent von Glas und Spie- geln imHochtechnologiebereich, die Techni- sche Hochschule Deggendorf (THD) und die Universität Erlangen-Nürnberg (Friedrich- Alexander-Universität, FAU). Auch wenn Glas bereits seit Jahrtausenden hergestellt wird, so entstehen durch seinen immer viel- fältigeren Einsatz in zahlreichen Produkten, vomAutomobil bis zu Haushaltsgeräten, ste- tig neue Anforderungen an die Bruchfestig- keit und die Erzeugung komplexer Konturen und dreidimensionaler Freiformflächen. Dies wiederum ist nicht ohne massive technolo- gische Verbesserungen der im Kern teilwei- se jahrhundertelang unverändert gebliebenen Prozesse zur Glasherstellung und zum Glas- schneiden möglich. alternativen zu mechanischen schneidtechniken Das Hauptaugenmerk des Konsortiums liegt in der Verbesserung der Glasschneidtechno- logie. Die traditionelle mechanische Technik (z.B. Ritzen und Brechen) zum Schneiden von Glas ist insbesondere bei Touchscreen- Anwendungen aus mehreren Gründen nicht ausreichend. Erstens hinterlässt der mechani- sche Schnitt Eigenspannungen an den Glas- kanten, die den Bruchwiderstand verringern; denn selbst wenn eine Kraft auf die Mitte einer Glasscheibe ausgeübt wird, beginnt jeder Bruch normalerweise von der Kan- te aus, erläutert Coherent. Zweitens erzeu- ge das mechanische Schneiden Mikrorisse, Randabplatzungen und Rückstände, die ei- ne Nachbearbeitung (z.B. Schleifen oder Po- lieren) erforderlich machten. Diese zusätzli- Hochpräzises Laserschneiden Ein multidisziplinäres Konsortium aus bayerischen Unternehmen und Wissenschaftlern hat sich zum Ziel gesetzt, die Qualität und Bandbreite der Fertigungsmöglichkeiten bei der Herstellung von Glas und Glasprodukten zu verbessern. Im Fokus steht dabei vor allem das innovative Glasschneideverfahren SmartCleave. chen Schritte erhöhen nach Angaben des Un- ternehmens die Produktionskosten und den Bedarf an Verbrauchsmaterialien (Wasser) und belasten zudem die Umwelt (insbeson- dere durch verunreinigtes Wasser). Schließ- lich könne das mechanische Glasschneiden nicht ohne weiteres zum Schneiden von ge- krümmten Formen oder Glasteilen mit kom- plexen 3D-Formen eingesetzt werden. Doch gerade diese Anwendungen würden zuneh- mend nachgefragt, insbesondere für Displays und Touchpanels in Automobilen, Haushalts- geräten, Maschinen und Elektronik. Hier setzt SmartCleave an. Diese hoch ef- fektive Form des Filamentschneidens ist ein von Coherent entwickeltes, innovatives Glas- schneidverfahren, das einen Ultrakurzpuls- Laser verwendet (Pulsdauern kleiner 15 Piko- sekunden). Die sehr stark fokussierte Laser- Foto: © Coherent Extrem glatte Kan- ten: Beim Smart- Cleave-Verfahren wird die Strahl- quelle räumlich so präzise und be- grenzt eingesetzt, dass das umgeben- de Glas nicht er- wärmt und damit nicht thermisch ge- schädigt wird.
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