Gebäudehülle 2/2020
49 gebäudehülle 02.20 glas+rahmen Anforderungen gestellt sind, wird bei den Prüfverfahren für diese Klassen das Glas direkt manuell angegriffen. Da reine Verbundglasaufbauten aus mindestens zwei durch PVB-Folien miteinander verbundenen Gläsern für die Anwendung in Anti-Panik-Türen zu dick sind, wird auf ein Verbundsicherheitsglas mit einem widerstandsfähi- gen Polycarbonat-Kern zurückgegriffen. Solche Sicher- heitsgläser sind dünner und leichter und bieten dennoch ein hohes Maß an Sicherheit durch eine besonders hohe Schlagfestigkeit und Splitterbindung. Daneben sind sie sehr gut mit anderen Produkten kombinierbar und erlau- ben, genau wie die Verbundglasaufbauten, exakt auf den spezifischen Anwendungsfall abgestimmte multifunkti- onale Kombinationen. leicht zu übersehen: hinweis auf anti-panik – mit weitreichenden folgen Die häufigste Widerstandsklasse bei Fluchttüren ist RC2. Hierfür benötigt man eine angriffshemmende Vergla- sung nach EN 356 und EN 1627, die dazu bestimmt ist, einen gewaltsamen Einbruchsversuch um drei Minuten zu verzögern. Das Glas wird zusammen mit dem Rah- mensystem geprüft, um die Widerstandsklasse der voll- ständigen Konstruktion gemäß EN 1627 zu bestätigen. In den höheren Klassen wie RC5 und RC6 kommen sogar Elektrowerkzeuge wie Bohrmaschine, Flex und Tigersä- INNOVATION VON AGC INTERPANE EXPLOSIONSSCHUTZ MIT DEUTLICH DÜNNEREM GLASAUFBAU Bei der Innovationsschau „glass technolo- gy live“ auf der glasstec 2018 begeisterte AGC Interpane mit einem neuen Sicherheitslgas. Das Unternehmen zeigte eine Lösung für Ex- plosionsschutz auf Dünnglasbasis. Das neue Explosionsschutzglas auf Basis des Dünngla- ses „Falcon“ von AGC ist ein für das chemi- sche Vorspannen geeignetes Aluminiumsili- kat-Dünnglas. Es bietet die gleiche Leistung wie herkömmliches explosionshemmendes Verbundglas, aber mit erheblich dünneren Aufbauten, erklärt der Hersteller. Die me- chanische Festigkeit des Glases sei fünfmal stärker als thermisch vorgespanntes Kalkna- tronglas, und es erzeuge keine optischen Verzerrungen. Anwendungen mit Falcon- Glas bieten zahlreiche Vorteile, wie bei- spielsweise die Realisierung leichter Struk- turen, eine ausgezeichnete Sicherheitsleis- tung sowie neue Möglichkeiten bei Formge- bung und Design. www.interpane.com l. Das auf der glasstec gezeigte Exponat des neu- en Explosionsschutzglases machte seine gerin- gen Dimensionen deutlich. (o.) Die neue AGC Technologie ermöglicht Explosionsschutz mit er- heblich dünneren Glasaufbauten. Foto: © AGC Interpane Foto: © Vössing ge zum Einsatz, um innerhalb einer Angriffszeit von 15 Minuten eine Öffnung von 400 x 250 mm herzustellen. Gläser, die lediglich nach der EN 356 geprüft wurden, halten diesem Angriff keinesfalls stand. Dies wird in der praktischen Umsetzung oftmals vergessen. Die EN 1627 nennt in den einzelnen RC-Klassen lediglich die Min- destanforderung an das Glas. In der Praxis hält das Glas den Anforderungen nicht stand. In Ausschreibungsunterlagen ist überwiegend von RC2 die Rede, und den Hinweis auf die geforderte Anti-Pa- nik-Funktion findet man oftmals versteckt in einem kur- zen Satz, der leicht übersehen wird. Wenn voller Schutz mit Anti-Panik-Funktion gewährleistet werden soll, dann reicht ein Angebot mit einem P4A-Glasaufbau in keinem Fall aus. Um die Anti-Panik-Funktion zu erreichen und eine mängelfreie Abnahme zu gewährleisten, muss in der Ausschreibung zwingend auf ein Produkt mit Polycarbo- nat hingewiesen werden. Nicht zuletzt imAngebotspreis spiegelt sich dieser Unterschied: RC2-Anti-Panik-Türen mit Polycarbonat sind um ein Vielfaches teurer als ein Glasaufbau mit einem P4A wie in der Widerstandsklas- se RC2 vorgegeben. Nur sie erreichen aber die für Gläser mit Anti-Panik-Funktion vorgeschriebenen Prüfwerte. Hier ist also ein genaues Lesen der Ausschreibungsun- terlagen zwingend erforderlich. www.vetrotech.com Mehr Informationen zu Sicherheitsgläsen finden Sie auch auf www.gebäudehülle.net
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