Gebäudehülle 2/2020

35 gebäudehülle 02.20 fassade einen der geforderten doppelten K260-Kapselung der Innenseite entspricht und zum anderen die Dämmwir- kung der Gebäudehülle verstärkt. Die durchgängig was- serabweisend (hydrophobierte) und zugleich dampfdif- fusionsoffene Steinwolle ermöglicht, dass die Baufeuch- te über die Dämmebene in die Hinterlüftungsebene ge- leitet und von dort nach außen abgeführt werden kann. Damit wird einer Schimmelbildung vorgebeugt und die Dämmwirkung nicht beeinträchtigt. trennung von wärme- und witterungsschutz Die Vorhangfassade wurde auf einer Alu-Unterkon­ struktion mit Tragschiene und einem sichtbaren Befes- tigungssystem aus in Plattenfarbe eingefärbten Nieten montiert. Mit der recht großzügig dimensionierten Hin- terlüftungsebene von immerhin vier Zentimetern wird et- waigen Ausdehnungen und Bewegungen im Baukörper vorgebeugt, so dass die Dämmebene zu jeder Zeit unge- stört bleibt und keine Wärmebrücken entstehen. Den Ab- schluss der Vorhangfassade bilden acht Millimeter starke HPL-Platten (High Pressure Laminate) – Hochdruckla- minate aus doppelt gehärteten Acryl-Polyurethan-Har- zen mit einem flammgeschützten Kern. Deren Auswahl erfolgte aufgrund ihrer dauerhaftenWitterungsresistenz, Lichtbeständigkeit und pflegefreien Oberfläche. Darüber hinaus verleihen die HPL-Platten dem Wohnturm ein zeitloses Antlitz. Einzig die angehängten Balkone erhiel- ten eine alternative Bekleidung aus feuerfesten Faserze- mentplatten, damit die Feuerwehr im Brandfall sichere Anleiterungsbereiche vorfindet. Die Vorhangfassade ist zwar imVergleich zu einem ein- fachen Putzsystem mit höheren Anschaffungskosten ver- bunden, generiert aber in puncto Langlebigkeit und Zu- verlässigkeit einenMehrwert. In Abhängigkeit der lokalen Witterungsbedingungen kann für eine hinterlüftete Vor- hangfassade eine Nutzungsdauer von ca. 30 bis 40 Jahren angesetzt werden. Zudem ist im Vergleich zu einemWär- medämmverbundsystem (WDVS), bei dem die Dämm­ ebene nur durch eine dünne Putzschicht geschützt wird, die Schadensanfälligkeit deutlich geringer, da dieWärme- von derWitterungsebene bautechnisch getrennt ist. ImGe- gensatz zu vielen WDV-Systemen können die verwende- ten Fassadenkomponenten ohne größeren Aufwand sor- tenrein rückgebaut und wiederverwertet werden. holzbeton-verbunddecken mit sichtoffenen unterseiten Wie die Außen- bestehen auch die Innenwände aus mas- sivem Brettsperrholz. Der symmetrische Wandaufbau wird von einer doppelten BSP-Ebene von je zehn Zen- timetern gebildet, in der Mitte getrennt von einer vier Der Stahlbeton-Er- schließungskern mit Treppenhaus und Auf- zugsschacht leitet die Lasten des Holzbaus in die Fundamente ab und steift das Gebäude aus. Die Befestigung der ka- schierten, 24 Zentimeter dicken Steinwolle- Dämmplatten erfolgte mit auf der massiven Brettsperrholz-Außen- wand montierten Alu- Montagewinkeln. Den Fassadenabschluss bilden die feuerfesten HPL-Platten mit Holzan- mutung. Foto: © Mennerich GmbH Lutz Bosian Foto: © Trauco-Spezialbau Foto: © Mennerich GmbH Lutz Bosian Südansicht des Gebäudes Foto: © Mennerich GmbH Lutz Bosian

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