Gebäudehülle 2/2020

GEBÄUDEHÜLLE 02.20 TITEL 19 titel glas in der fassade wie gut sie funktioniert. Dieser Entwurf er­ wies sich als unglaublich effizient bei der Lösung aller Anforderungen des Projekts von der programmatischen Funktion bis zur strukturellen Leistung.“ Das 389.980 Quadratmeter große Projekt Tianjin Finance Centre wurde nach demVor­ gaben des GoldLevels der amerikanischen Nachhaltigkeitszertifierung Leadership in Energy and Environmental (LEED) entwor­ fen. Vorgaben dafür sind unter anderem ei­ ne Hochleistungshülle und eine optimierte Tageslichtversorgung. Der neue Glasturm in Tianjin steht damit nicht nur für die prak­ tische Umsetzung innovativer Bautechnik, sondern ist auch ein starkes Statement dafür, dass Wolkenkratzer den Trends des nachhal­ tigen Bauens entsprechen können. www.som.com www.csgholding.com www.glaston.net Der neue Glasturm überragt die übrigen Gebäude der EconomicTechnological Development Area in der über 14 Millionen Einwohner zählenden Hafen­ stadt Tianjin um mehrere hundert Meter. Foto: © Seth Powers, mit freundlicher Genehmigung von SOM KÖNIGLICHES ANTLITZ „PREUSSISCHE MADONNA“ SCHMÜCKT GLASFASSADE Historische Atmosphäre ist auf dem Eck- grundstück an der Reuterstraße 22 in Bonn schon durch seine Lage spürbar. Hier steigt die Luisenstraße in Richtung Venus- berg entlang der Reutersiedlung an, die ab 1949 von Max Taut und Heinrich Rader- schall erbaut wurde. Nach der Wahl Bonns zur Bundeshauptstadt war dies die erste Siedlung, die den Mitarbeitern der neu zu schaffenden Bundesverwaltung ein Zuhau- se bieten sollte. Prominente Politikerinnen und Politiker wie Marie-Elisabeth Lüders, Herbert Wehner oder Ludwig Erhard leb- ten hier. Heute steht sie unter Denkmal- schutz. Auf dem Eckgrundstück stand seit den 1960er Jahren ein niedriges Versiche- rungsgebäude in Pavillon-Bauweise in di- rekter Nachbarschaft zu einem denkmal- geschützten Gründerzeit-Altbau. Als der Pavillon abgerissen wurde, entwarfen die Bonner Architekten Pascal Schroeder und Stefan Schevardo ein modernes Gebäu- de mit sieben Wohnungen und einer Ge- werbefläche, das mit dem Altbau verbun- den wurde. Das Highlight ist die verglaste Fassade des Neubaus: Sie bewahrt die da- hinter liegenden Loggien vor Verkehrslärm und zeigt ein transparentes Bild der Köni- gin Luise von Preußen (1776-1810). Die Ehe- frau von König Friedrich Wilhelm III. war Mutter von zehn Kindern – darunter der erste deutsche Kaiser Wilhelm. Die Königin engagierte sich gegen die Besetzung Preu- ßens durch Napoleon und wurde nach ih- rem frühen Tod als „preußische Madonna“ verehrt. Dass die Bonner Luisenstraße nach ihr benannt wurde, war die Richtschnur bei der Fassadengestaltung, die mit Pro- dukten des Adelsheimer Glasbeschlagspe- zialisten Glassline GmbH ausgeführt wurde. Für die Balkone kamen 33 laufende Meter der Glasgeländer von Glassline zum Einsatz. Die elegante Brüstungslösung ist wahlweise in Aluminium oder Stahl erhältlich. Um die 32 Punkthalter PH 791 der vorge- setzten Glasfassade sicher und ästhetisch am Beton zu befestigen, wurden Kantspi- der verwendet, die mit einer glasperlge- strahlten Oberfläche ausgestattet sind. Hei- ke Kleba, Verkaufsleiterin Deutschland West bei Glassline: „Unsere Punkthalter zeich- nen sich durch ein Allgemeines bauauf- sichtliches Prüfzeugnis (AbP) und geprüf- ter Typenstatik aus, und damit sind sie für den Bauherren eine sichere Bank.“ Acht Verbundsicherheitsglasscheiben mit Heat- Soak-Test nach DIN 18516-4 bilden die glä- serne Haut, die mittels einer Kunststofffolie mit dem königlichen Fotodruck-Motiv ver- sehen wurde. „Auf diese Weise“, resümiert Kleba, „entstand nicht nur ein modernes Wohnhaus mit historischem Glanz, sondern auch ein anspruchsvolles Unikat.“ www.glassline.de Die Verbundglasscheiben der Fassade wurden mit Punkthaltern von Glassline befestigt. Das auf Folie ge­ druckte und auf das Glas applizierte Motiv der Königin Luise von Preußen setzt sich über die Gebäude­ kante fort ( oben im Bild links). Fotos: © Glassline obJekttafel Standort: Tianjin, Nord-China Baubeginn: 2013 Fertigstellung: 2019 Stockwerke: 96 Bauhöhe: 530 Meter Gesamtfläche: 389.980 m 2 Planungsbüro: SOM, Chicago Glaslieferant: CSG Holding, Shenzhen (China)

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