Gebaeudehuelle 01-2021

70 gebäudehülle 01.21 verbände fachverbände eppa am 14. oktober 2020 stellte die Europäi- sche Kommission imRahmen des Green Deal zwei Initiativen vor: die Chemikalienstrate- gie für Nachhaltigkeit und die Renovierungs- wellen-Strategie zur Verbesserung der Ener- gieeffizienz von Gebäuden. Der europäische Wirtschaftsverband für Hersteller von Kunst- stofffenstersystemen (EPPA) sieht darin eine grundlegende Bedeutung für das Kunststoff- fenster. Daher unterstützt der Verband die Umsetzung beider Initiativen zur Minimie- rung der Klimaauswirkungen durch Verrin- gerung des Energie- und Rohstoffverbrauchs. Die neue Chemikalienstrategie für Nachhal- tigkeit sieht Maßnahmen zur sicheren und nachhaltigen Herstellung von Chemikalien vor. Sie soll sicherstellen, dass die Vorteile von Chemikalien ausgeschöpft werden, ohne Mensch und Umwelt zu schädigen. Hierfür findet sie auch die Zustimmung vom EPPA. Erfreut zeigt sich der Verband auch über die Bekanntgabe der Renovierungswelle. Die Ini­ tiative zielt darauf ab, Millionen von Gebäu- den zu renovieren und die Renovierungsrate imnächsten Jahrzehnt auf zwei Prozent zu er- höhen. Allerdings formuliert der EPPA auch Kritik: „Den Initiativen mangelt es jedoch an Stimmigkeit, die unserer Meinung nach her- gestellt werden muss, damit sie nahtlos funk- tionieren und eine effektiveWirkung entfalten können“, so EPPAGeschäftsführerin Charlot- te Röber. „Wir fordern daher die Kommissi- on auf, durch eine gründliche Bewertung zu klären, wie sich die beiden Initiativen gegen- seitig beeinflussen.“ altfensterrecycling im fokus In beiden Initiativen spielen Kunststofffenster eine entscheidende Rolle. Beispielsweise spa- ren neue Fensterprofile mit einem Rezyklat- anteil von 40 Prozent während der Produkti- onsphase Emissionen von 12 kg CO 2 -Äquiva- lent pro Fenstereinheit ein. Bereits heute sind Kunststofffenster Bauprodukte, die in kon­ trollierten und geschlossenen Kreisläufen re- cycelt werden. Dadurch ist eine vollständige Rückverfolgung und Wiederverwertbarkeit der wertvollen Ressource PVC-U gewährleis- tet. „Ökobilanzen haben gezeigt, dass das Re- cycling bei weitem die beste Option für die Entsorgung von Kunststofffenstern am En- de ihres Lebenszyklus ist“, erklärt Charlotte Röber. In Europa befinden sich laut EPPA derzeit etwa 650 Millionen Kunststofffenster im Bestand. Der Fenstertausch ist neben der Erneuerung der Dämmung und der Dach- deckung die bevorzugte Maßnahme für eine energieeffiziente Gebäudesanierung. Daher erwartet die Kunststoffprofilindustrie, dass in den kommenden Jahren jährlich mehrere Millionen alte Kunststofffenster gegen neue ausgetauscht werden. Der EPPA fordert die EU-Kommission vor diesemHintergrund auf, das Recycling von Kunststofffenstern am En- de ihres Lebenszyklus zu unterstützen und Profilhersteller fordern Unterstützung Die von der EU- Kommission vorgestellten Initiativen „Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit“ und „Renovierungswelle“ stossen beim Europäischen Wirtschaftsverband für Hersteller von Kunststofffenstersystemen (EPPA) grundsätzlich auf Zustimmung. Der Verband fordert jedoch Unterstützung beim Recycling von Alt-Kunststofffenstern. Heute werden laut EPPA bereits 23 Prozent des in europäischen Fensterprofilen verwendeten PVC-Materials aus Rezyklat gewonnen. ep-abstimmung gegen recyclat Das Europäische Parlament (EP) hat 12. Februar 2020 für den Entschließungsantrag des Um- weltausschusses gestimmt, die von der EU- Kommission geplanten Ausnahmen für die Verwendung von bleihaltigem PVC-Rezyklat nicht zuzulassen. Nach Meinung der Arbeits- gemeinschaft PVC und Umwelt (AGPU, Bonn) widerspricht das EP damit der wissenschaft- lichen Bewertung der eigenen Behörde – die Europäische Chemikalienagentur (ECHA, Hel- sinki / Finnland) hatte sich im Vorfeld für Aus- nahmen in ausgewählten Anwendungen aus- gesprochen. Das Abstimmungsergebnis kon­ trastiert nach Einschätzung der AGPU auch die Ziele der Kreislaufwirtschaft und gefährdet Investitionen in das PVC-Recycling. Brigitte Dero, Geschäftsführerin von Vinyl- Plus, dem Nachhaltigkeitsprogramm der euro- päischen PVC-Branche, erklärte zum Abstim- mungsergebnis: „Da es keine alternative Lö- sung gibt, ist eine mögliche Folge der heuti- gen Abstimmung, dass alte PVC-Produkte aus langlebigen Anwendungen deponiert oder energetisch verwertet werden müssen. Dies führt zu einer wesentlich höheren Umweltlast für zukünftige Generationen.“ zu fördern, damit beide Initiativen zum Er- folg führen. diskussionspunkt bleistabilisatoren Kunststofffenster sind langlebige Produkte, die etwa 40 Jahre im Einsatz sind. Während die Verwendung von Blei-Stabilisatoren vor über 15 Jahren eingestellt wurde, enthalten rund 80 Prozent des derzeitigen Bestands von Kunst- stofffenstern (430 Millionen Einheiten) diesen Altbestand anAdditiven. Vonder Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) inAuftrag gege- bene wissenschaftliche Bewertungen haben je- doch gezeigt, dass das Blei sicher in die Hart- PVC-Matrix eingebettet ist. Aus Gründen der Nachhaltigkeit fordert EPPA, dass diese Fenster recycelt und das Rezyklat wieder in den Kern neuer Fenster eingebracht wird. Dem steht je- doch ein Abstimmungsergebnis des Europäi- schen Parlaments entgegen (siehe Kasten). Foto: © Vössing

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