Gebaeudehuelle 01-2021
29 gebäudehülle 01.21 fassade hier grundsätzlich keine Einschränkungen für die Ver- wendung von NawaRo-Dämmstoffen gibt. Die hohe Spei- cherfähigkeit von Naturdämmstoffen wirkt sich nicht nur beim Wärmeschutz, sondern auch beim Feuchteschutz positiv aus, insbesondere in Holzkonstruktionen und im Dachbau. Während mineralische Faserdämmstoffe und erdölbasierte Hartschäume praktisch keine Feuchtigkeit aufnehmen können, sind Naturdämmstoffe in der La- ge, kurzzeitige Feuchteschwankungen während der Bau- phase oder im Gebrauch abzupuffern, ohne dass sich die Materialfeuchte merklich erhöht. Die Konstruktion wird dadurch deutlich sicherer. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten routinemäßig potenzielle Emissionen und konnten kein grundsätzliches Hinder- nis für die Verwendung finden, berichtet die Fachagen- tur Nachwachsende Rohstoffe. Außerdem ermittelten sie Datensätze zur Ökobilanz, die in die Datenbank ÖKO- BAUDAT des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) eingepflegt werden können. Die Pro- jektbeteiligten arbeiteten mit zahlreichen Praxispartnern aus Unternehmen und Verbänden zusammen. Die Ge- samtfördersumme des Verbundprojekts „Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nach- wachsenden Rohstoffen“ belief sich auf über vier Millio- nen Euro bei einer Laufzeit von dreieinhalb Jahren. Ge- fördert wurde es imRahmen des Schwerpunktes „Dämm- stoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ im Förderbereich „Stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen“ des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ des BMEL über den Projektträger FNR. Seit Jahren arbeitet die Rockwool Gruppe weltweit daran, die Quo- te der recycelten Steinwolle stetig zu erhöhen. Mit rund 6.000 Tonnen recyceltem Material im Jahr 2019 gehört die Deutsche Rockwool nach eigenen Angaben zu den größten Wiederverwertern in Deutschland. Diesen Vorsprung dürfte das Unternehmen nun weiter ausbauen, denn ab sofort wird der „Rockcycle“ Rücknahmeservice für Rockwool Steinwolle-Dämmstoffe auf weitere am Hochbau beteiligte Gewerke ausgeweitet. In insgesamt vier deutschen Werken können Steinwol- le-Reste recycelt werden. Erst jüngst wurden die Kapazitäten mit ei- ner neuen Recyclinganlage an der Linie 9 am Standort Neuburg noch einmal deutlich erweitert. Möglich ist das Recycling von Steinwolle- Dämmsystemen, wie sie von Dachdeckern, Trockenbauern, Fassaden- bauern, Malern, Stuckateuren oder Bauunternehmen verarbeitet wer- den. Der Verschnitt muss lediglich in Rockwool Big Bags gesammelt werden, die beim Baustoffhändler oder dem Systemhalter des WDVS zusammen mit der Neuware gekauft werden. Auch vlieskaschierte Dämmstoffe von Rockwool sind auf diese Weise in den Produktions- kreislauf rückführbar. Bislang noch ausgenommen vom Rücknahme- service sind ausschließlich aluminiumkaschierte Produkte. „Der Rück- nahmeservice ‚Rockcycle‘ kann damit für fast alle in Deutschland ver- arbeiteten Rockwool Dämmstoffe in Anspruch genommen werden“, fasst Vertriebsdirektor Peter Peters zusammen. Lkw, die Baustellen mit Material versorgen, nehmen volle Rock- wool Big Bags auf und fahren sie zum nächstgelegenen Werk. Abhän- gig von der zu erwartenden Verschnittmenge auf einer Baustelle sei es sinnvoll, dass entweder ein Verarbeiter, ein Systemhalter oder ein Fachhändler Big Bags vorhält, empfiehlt Peters. „Jeder, der mit Ware von Rockwool beliefert wird, kann dem Spediteur nach entsprechen- der Voranmeldung volle Big Bags mitgeben.“ Auch wenn der Rohstoff für Steinwolle nicht knapp sei oder werde: Die Wiederverwertung von Verarbeitungsresten entlaste Deponien und weise in eine Zukunft, in der die Kreislaufwirtschaft an Bedeutung gewinnen werde. „Bei uns wird aus Steinwolle wieder Steinwolle – so gelingt nachhaltiges Bau- en“, betont Peters. www.rockwool.de VERSCHNITT ZURÜCK INS WERK ROCKWOOL BAUT RÜCKNAHMESERVICE AUS Verarbeiter können Reststücke von Steinwolle-Dämmplatten in Big Bags von Rockwool sammeln und so das Recycling des Materials unterstützen. Foto: © Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG hintergrund Naturdämmstoffe werden neben Holz und Zellulose aus pflanzlichen Rohstoffen wie Hanf, Jute, Flachs, Stroh, See- gras, Wiesengras, Kork oder Schilf hergestellt. Auf dem Markt gibt es bereits druckfeste Platten, flexible Matten, lose Ein- blasdämmung sowie Stopfdämmung. Bisher war der Einsatz von NawaRo-Dämmstoffen in baurechtlichen Vorschriften und Normen nicht berücksichtigt und machte z.B. umfang- reiche und aufwändige Bauteilprüfungen notwendig. Nach- haltigkeit durch Nutzung nachwachsender Rohstoffe steht seit über 70 Jahren im Fokus des Fraunhofer WKI. Das Insti- tut mit Standorten in Braunschweig, Hannover und Wolfs- burg ist spezialisiert auf Verfahrenstechnik, Naturfaser-Ver- bundkunststoffe, Oberflächentechnologie, Holz- und Emis- sionsschutz, Qualitätssicherung von Holzprodukten, Werk- stoff- und Produktprüfungen, Recyclingverfahren sowie auf den Einsatz von organischen Baustoffen und Holz im Bau. Nahezu alle Verfahren und Werkstoffe, die aus der For- schungstätigkeit hervorgehen, werden industriell genutzt. Ansprechpartner: Norbert Rüther, Tel.0531 2155-402 , norbert.ruether@wki.fraunhofer.de Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) ist seit 1993 als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nach- wachsende Rohstoffe aktiv. Sie unterstützt außerdem For- schungsthemen in den Bereichen nachhaltige Forstwirt- schaft und innovative Holzverwendung. Ansprechpartnerin: Birgit Herrmann, Tel.: 03843 6930-333, b.herrmann@fnr.de
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