Fassade 6/2019

titelthema | Pfosten-Riegel- und Elementfassaden 11 FASSADE 6/2019 Als global agierendes Unternehmen für die Bereiche Healthcare, Life Science und Per- formance Materials steht Merck für steti- gen Fortschritt hin zu hochmodernen Tech- nologien und Verfahren. Um den Wandel des Unternehmens auch durch den Auftritt am Hauptsitz in Darmstadt deutlich zu ma- chen, entstand in den Jahren 2015 bis 2018 rund um den neuen Emanuel-Merck-Platz im nördlichen Darmstadt das Merck Inno- vation Center (IC). Der Komplex umfasst ein Büro- und Forschungsgebäude und ein Mitarbeiterrestaurant. Ziel des Architektur- büros HENN war es, den Bauherrn-Wunsch einer offenen Gebäudestruktur mit der Möglichkeit zur kreativen und kollaborati- ven Zusammenarbeit zu erfüllen. Ein offe- nes Bürokonzept mit 450 temporären und projektbezogenen Arbeitsplätzen sollte ent- stehen: Die ineinandergreifenden Ebenen des Gebäudes haben zum Ziel, durch ihren dynamischen Aufbau die Mitarbeiter und internationalen Start-up-Teams aus dem Entrepreneurprogramm Merck Accelerator zum Erwandern des Gebäudes zu bewegen – und den spontanen Austausch zwischen den einzelnen Teams weiter zu forcieren. Das Innovation Center sollte ein Produk- tionsgebäude für neue Technologien und Geschäftsmodelle werden und über einen Übergang nach Westen hin mit dem neuen Mitarbeiterrestaurant verbunden werden. Semitransparente Fassade Die Lindner Fassaden GmbH wurde mit der Realisierung der sechsgeschossigen Glasfas- sade und des dreigeschossigen Mitarbeiter- restaurants beauftragt. Die Konstruktion der Fassade war geprägt von einem Spannungs- feld zwischen den hohen Anforderungen an den Explosionsschutz, welcher sich als vor- beugende Maßnahme aus der Störfallver- ordnung ergab; der Statik, die den massiven Einsatz von Stahl berücksichtigen musste; sowie nicht zuletzt der Optik, die nach den Plänen des Architekturbüros HENN in ei- nem äußerst filigranen und feingliedrigen Filigrane Ästhetik Unternehmens-Hauptsitz in Darmstadt mit innovativer Fassadenlösung realisiert Im Norden Darmstadts ist kürzlich der neue Hauptsitz der Merck KGaA ent- standen. Die filigrane Fassadengestaltung vereint hohe Anforderungen an Explosionsschutz, Statik und Ästhetik. Die Semitransparenz lässt die großzü- gige und dynamische Raumgestaltung im Inneren erahnen. Objekttafel Projekt: Merck Innovation Center (IC) und Mitarbeiterrestaurant (Darmstadt) Bauherr: Merck KGaA (Darmstadt) Architektur: HENN Fassadenbau: Lindner Fassaden GmbH (Arnstorf) Fertigstellung: 2018 Fassadensystem mündete. Es entstand eine Doppelfassade durch senkrechte Außenla- mellen, die dem inneren Teil in unterschied- lichen Winkeln vorgesetzt sind. Besondere Fassadenbefestigung Den vielfältigen Anforderungen wurde Lindner außerdem mit einer Pfosten-Rie- gel-Konstruktion aus Stahl und Alumini- um mit einer Ansichtsbreite von 76 bzw. 96 Millimetern gerecht. Die Trägerkonstruktion besteht aus scharfkantigen, durchlaufend verschweißten Rechteckprofilen, hergestellt aus Stahlflachprofilen mit einer Dicke bis zu 30 Millimetern. Darüber hinaus ist das Pfos- ten-Riegel-System so aufgebaut, dass es während der Bauzeit als Leiterkonstruktion – ähnlich einer Elementbauweise mit teil- fertigen Elementen – genutzt werden konn- te. Eigens für das Merck Innovation Cen- ter konstruiert wurde die besondere Fassa- denbefestigung, die als Steckkonstruktion, eine Kombination von Anschweißbolzen auf den Betondecken und Stahlelement- verbindern, ausgeführt wurde. Sie verbes- sert gleichzeitig den Explosionsschutz und nimmt zusätzliche Lasten der vorgehängten Wartungsbalkone sowie der an der Stirn- seite befindlichen Prallscheiben auf. Diese Prallscheiben sind dabei nur an der Ober- und Unterseite befestigt und bestehen aus Drei-Scheiben-Verbundgläsern. An der Sei- te bleibt die Glaskante offen. Der innen- liegende Teil der Doppelfassade wurde au- ßerdem mit einem außenliegenden, textilen Sonnenschutz realisiert.Von außen wirkt die Fassade leicht verspiegelt. Foto: © HG Esch Das moderne Gebäude verfügt über eine sechsgeschossige Glasfassade.