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TECHNIK

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Fachbeitrag

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FASSADE 5/2018

Fassadenparallele Windlasten

Diese optischen Elemente führen zu einer

Windbelastung der Fassade, welche ohne

diese Elemente in der Regel sehr gering ist

und somit vernachlässigt wird, nämlich zu

einer Windbeanspruchung in der Fassaden­

ebene (vergl. Bild 1). Um diese Windbelas-

tung einmal zu veranschaulichen, geht man

von einem Gebäude mit 20 m Höhe in der

Windlastzone 2 im Binnenland aus. Der an-

zusetzende Staudruck beträgt nach Norm

bei diesem Gebäude 0,80 kN/m², umgerech-

Vorgesetzte Fassadenbauteile –

Einfluss auf die Pfostenstatik

Von Dipl.-Ing. Günther Breder

net entspricht das einer Windgeschwindig-

keit von ca. 130 km/h. Um eine Vorstellung

über die gemäß Norm auftretende anzu-

setzende Windbelastung zu erhalten, stelle

man sich vor, man fährt auf der Autobahn

mit Tempo 130 und hält die 3500 mm lan-

ge und 400 mm breite Lamelle mit der 400

mm breiten Ansichtsfläche in den Wind. An

diesem Beispiel kann man erkennen, wel-

che Belastung zuzüglich der in Normen ge-

forderten Sicherheit auf ein solches Bauteil

wirkt und sicher in den Baukörper einzu-

leiten ist. Bei der Planung einer Fassade mit

entsprechenden vertikalen Sonnenschutz-

lamellen wird oft davon ausgegangen, dass

diese Kräfte vom Fassadenpfosten aufge-

nommen werden. Am Beispiel eines Fas-

sadenpfostens im Raster von 1500 mm mit

einer Spannweite von 3500 mm und ei-

ner vorgesetzten Lamelle von 400 mm Tie-

fe kann man zeigen, dass diese Lastaufnah-

me durch den Pfosten in der Regel nicht

möglich ist. Bei dieser Betrachtung wird

lediglich eine Lamelle vor dem Pfosten an-

gesetzt. Weitere Lamellen, welche die fas-

sadenparallelen Windlasten in den Pfosten

einleiten – zum Beispiel über die Riegel –

würden diesen Effekt verstärken.

Pfostendimensionierung

Geht man bei der Pfostendimensionierung

ungünstig vom sogenannten Randbereich

aus, also dem Gebäudebereich mit erhöh-

ter Windlast, so beträgt der cp-Wert ca. 1,3.

Bei der Lamelle ist es so, dass diese sowohl

eine Winddruck- und eine Windsoglast er-

fährt (vergl. Bild 2), da es sich hierbei um ein

freistehendes Bauteil handelt.

Ein genauer Lastansatz hierfür ist in der

Normung nicht definiert, ingenieurmäßig

könnte man für den Winddruck einen cp-

Wert von 0,80 ansetzen und für den Wind-

sog den cp-Wert 0,50, was dann in der

Summe einen cp-Wert von 1,3 ergibt. Zur

Bemessung müssen diese cp-Werte mit

dem orts- und höhenabhängigen Staudruck

multipliziert werden. Da dieser jedoch für

den Pfosten und die Lamelle identisch ist,

kann dieser im folgenden Vergleich beliebig

In den letzten Jahren ist ein architektonischer Trend erkennbar, welcher auf eine Betonung der

vertikalen Elemente in der Fassade abzielt. Hierzu gehören nicht nur Bauteile und Farbgebung in

der Fassadenfläche, sondern auch vorgesetzte Bauteile wie tiefe Pfostendeckschalen oder vertikale

Sonnenschutzlamellen, welche zudem auch das dreidimensionale Erscheinungsbild einer Pfosten-

Riegel-Fassade verstärken.

Bild 1: Fassadenparallele Windlasten.

Foto:

© Schüco International KG